Eigene Qualifizierung
Wie kommunizieren wir in der Region
(analog und digital)?
Egal, ob sich digitale Systeme in unser (Kultur)leben einschleichen, neue Kommunikations- und Organisationsgewohnheiten entstehen, die Rolle von Kulturgemeinschaften im gesellschaftlichen Wandel und der regionalen Entwicklung sich stark verändert – alle diese Irritationen, die neue Lernphasen einleiten, müssen selbst erfahren werden, wenn Lernangebote für Künstler*innen und Kulturinitiativen authentisch entwickelt werden wollen.
Sichtbarkeit! machte und macht diesen Ansatz zur Arbeitsgrundlage. In die Arbeitsprozesse der Partner wurden die Lernthemen integriert. Dazu zählen nicht nur die derzeit relevanten Fragen, sondern auch die sich abzeichnenden Herausforderungen – und wie man diese erkennt: Welche digitalen Hilfsmittel eignen sich für unsere Organisation (intern und im Netzwerk)? Wie kommunizieren wir in der Region (analog und digital)? Welche Rolle könnten wir als
Kultureinrichtung in Zukunft spielen? Welche übergreifenden Kooperationen sind sinnvoll und wie sind diese verbindlich zu gestalten (zum Tourismus, zur Handwerkerschaft, zu Bauern)? Was bedeuten Transformationsprozesse – wie Moorvernässung, Klimaanpassung, Neuerfindung der Kleinstädte, Energiewende usw. – für kulturelle Initiativen? Wie werden sie in der Alltagskultur
spürbar?
Für dieses „sich fit machen“ gibt es große Worte: emanzipatorisches und transformatives Lernen. Heisst für uns: im Alltagsgeschäft, mit Blick in die Zukunft, beim Machen, die notwendigen und passenden Kompetenzen entwickeln. Also zu erproben, wie man mit den für uns hilfreichen digitalen Instrumenten umgehen muss (und auch deren Logik verstehen lernt), auf welche neuen Geschäftsmodelle sich potenzielle Mitstreiter*innen einlassen usw.. Die Art und Weise ist eine Kombination von Anleitung, Mentoring und gegenseitiger Unterstützung (Peercoaching). Vor allem aber ist die kontinuierliche Reflektion des Erlernten und seiner Wirkung wichtig.

Anleitung
Laut Definition ist eine Anleitung eine Beschreibung eines Vorgangs, die so genau wie möglich den Vorgang darstellt, damit jede oder jeder den Vorgang ohne Vorwissen nachmachen kann. Überall dort, wo jemand das erste Mal etwas umsetzt, hilft eine Anleitung oder Vorgangsbeschreibung, sodass die Person Schritt für Schritt den Vorgang ohne Fehler umsetzen kann, damit das Ergebnis gelingt. In die Anleitung sind Reflektionsphasen eingebaut, die helfen, dass das Arbeiten nach Anleitung zur Routine wird sowie, dass selbst – also neben der Anleitung – Benutzungsweisen gesucht, erprobt werden.
Bei allem spielt der Grund, warum ich etwas neu machen will (lernen) und die Wirkung/Effekt eine wichtige Rolle. Der oder die Anleitende sollte ein Mensch sein, der noch selbst im Lernprozess steckt. Der Fachmensch ist nur bei Detailproblemen einzubeziehen.
Die folgenden Merkmale sind für jegliche Anleitungen grundlegend:
- Kern einer jeden Anleitung ist die einfache, klare und präzise Formulierung der einzelnen Schritte. Da der Text (oder die mündliche Erklärung) nicht der Unterhaltung dient, kannst du dich auf das Wesentliche konzentrieren.
- Entscheide zu Beginn, welche Ansprache du einsetzt und wechsle dann nicht mehr innerhalb der Anleitung. Du kannst zwischen einer Du-Ansprache, Sie-Ansprache oder Man-Ansprache auswählen.
→ Achte selbst einmal darauf, wie andere Anleitungen formuliert sind: Inzwischen wird oft die Du-Ansprache verwendet, um die Lesenden persönlich anzusprechen.
- Eine sinnvolle Gliederung und eine möglichst chronologische Abfolge sind gerade für eine Anleitung wichtig.
→ Wenn du einen Schritt vertauschst, kann dies das gesamte Ergebnis beeinträchtigen.
- In der Regel wird eine Anleitung oder eine Vorgangsbeschreibung im Präsens verfasst.
→ Der Vorgang ist jederzeit wiederholbar.
- Wie bei jedem Text ist es bei der Anleitung wichtig, sich an der Adressatin oder dem Adressaten zu orientieren. – Eigentlich ist das selbstverständlich.
Mentoring
Bezeichnet bei uns ein Personalentwicklungsinstrument – beim Wissenstransfer in persönlichen Beziehungen – die Tätigkeit einer erfahrenen Person (Mentor). Sie gibt ihr fachliches Wissen oder ihr Erfahrungswissen an eine noch unerfahrenere Person (Mentee oder Protegé) weiter; teils vermittelt sie auch persönliche Kontakte. Ein Ziel ist es dabei, den oder die Mentee bei Kompetenzentwicklungen und Grundhaltungen zu unterstützen.
Allgemein bezeichnet das Wort Mentor (weiblich: Mentorin) die Rolle eines Ratgebers oder eines erfahrenen Beraters, der mit seiner Erfahrung und seinem Wissen die Entwicklung von Mentees fördert. Die Bezeichnung geht auf eine Figur der griechischen Mythologie zurück: Ein Freund des Odysseus namens Mentor war der Erzieher von Odysseus’ Sohn Telemach.
Peercoaching
Wir setzen zu einem Großteil auf das kollegiale Lernen, auch kollegiale Beratung oder Peer-to-Peer-Coaching genannt. Hier geht es also um eine besondere Form des kollegialen Miteinanders und Austauschs. Es werden Kleingruppen gebildet, die ein bestimmtes Anliegen oder Projekt besprechen oder erlernen wollen. Peer-to-Peer-Coaching kann informell in lockerer Runde oder organisiert in einem bestimmten Tages- oder Wochenrhythmus stattfinden. Wir haben diese Treffen oft mit einem sogenannten „Peer Coach“ realisiert. Dieser ist entweder speziell dazu ausgebildet oder ein Team-Mitglied moderiert diese besondere Form des Knowledge-Sharings. Somit wird das kreative oder analytische Potential der Gruppe sinnvoll und strategisch ausgeschöpft.
Dabei werden jedoch nicht nur Qualifikationen und Wissensstände stetig
erweitert, es werden auch zusätzlich andere wichtige Mitarbeiterressourcen wie Kommunikationskompetenz, Teamorganisation oder Präsentationsfähigkeiten trainiert. Peer-to-Peer-Coachings eröffnen nicht nur neue Arbeitsfortschritte zu einem bestimmten Anliegen, es bietet sich dabei auch die Chance, „Innovationsworkshops“ zu initiieren, die das Team hinsichtlich kreativem Weiterdenkens weiterbringen. Indem neue Sichtweisen zusammenkommen, werden Silodenken und Hierarchien aufgebrochen. So kann sich nach und nach auf der Idee des Peer-Coachings eine zusätzliche „Wissensdatenbank“ oder soziale Gedächtnis unserer Kultureinrichtung etablieren.
Eigenes Lernen und Qualifizierung
Hybride Kommunikation
Alles digital! „Da stehst Du genauso nackt da, wie Alles per Flyer“ – Das war der ungeschriebene Satz über den Häuptern bei allen Planungen regionaler Kulturkommunikation. Natürlich kommunizieren die verschiedenen Alters- und Interessengruppen digital – jeweils in der eigenen Form. Aber auf den Handzettel, das Plakat, die Notiz in der Zeitung wird ebenfalls gewartet. Sichtbarkeit! hat über Fokusgruppen – und wir waren dabei eine eigene – Nutzungsgewohnheiten erfasst. Und daraus einen Mix an Kommunikationskanälen gestrickt. Wichtig dabei: eine Redaktion, die die Streuung der Nachrichten nach Zweck, Botschaft und Zeitpunkt steuert und verfasst. Das bedeutete auch verbessertes Handwerkzeug: z.B. wie verfasse ich eine Pressemitteilung, wie erreiche ich die Redakteure (wie ticken sie, wie ticken Journalisten)
Digitale Kommunikation
Wie funktionieren die unterschiedlichen digitalen Social Media. Welche Funktionen und Zielgruppen werden bedient? Welche Präsentationshandwerkzeuge müssen für welches Format beherrscht werden? Wir erprobten das für Facebook, Instagramm, WhatsApp und LinkedIn. Neben dem Handwerkzeug unterschieden sich auch die Inhalte – etwas, was spezifische Arbeitsteilung in unserer internen Organisation hervorbrachte.
Podcast und Radio
Mit dem Studio Malchin des OK war und ist die Kooperation intensiv: Einmal, weil dieser über die Kulturarbeit informiert. Zum Zweiten aber weil – ähnlich wie im Bürger*innenjournalismus – eine besondere Form der Kommunikation, der Einsatz von Sprache und Metaphern eine regionalspezifische Rolle spielt. Trainings im Studio und die Reflektion der Testsendungen durch externe Hörer waren dazu unabdingbar.
Kontinuierliche Arbeit mit Newsletter
Die gängige Meinung im Marketing ist, dass die Nutzer nicht viel lesen wollen. Die Aufmerksamkeitsspanne bei den Adressaten ist kurz. Das stimmt sicherlich für die erste Ansprache der Zielgruppen bzw. für deren laufende Information. (Und das muss ja auch so sein, um sich gegen die Vielzahl der anderen Informationen durchzusetzen.) Aber Interessierte an kulturellen Aktivitäten und ihren Trägern erwarten mehr: nämlich Hintergrundinformationen, Haltungen der Macher, Details zu Prozessabschnitten usw. Erklärende, informative und erzählende Texte sind da gefragt. Wir lernten den Newsletter neu wertzuschätzen – gerade bei der Darstellung des Netzwerkes und seiner Bestandteile.
In-Wertsetzen von Erfahrungen der Mitarbeitenden
- Ansätze Erfahrungswissen (People Experience Ansätze)
Die Grundbedürfnisse der Mitarbeitenden in Kultureinrichtungen
People Experience als Basis für die Transformation von Kultureinrichtungen - Notwendigkeit digitaler Kommunikationsprozesse
Fake News behandeln
Die Auswirkungen von Desinformationen und Fake News sind nicht mehr nur auf den digitalen Raum beschränkt, sondern berühren direkt unser gesellschaftliches Zusammenleben. Umso wichtiger ist es, kompetent mit digitalen Informationen umzugehen und Falschnachrichten frühzeitig zu erkennen. In der internen Schulung wurden mit der Datenkompetenz und der kritischen Medienkompetenz zwei Fertigkeiten gegen Desinformation in sozialen Medien er- und geprobt.
Auch das noch: KI
Für NGOs bergen die neuen KI-Tools enorme Chancen und Risiken für die Alltagsarbeit. Wir haben zusammen mit einem Mentor den Blick gewagt, welche Tools uns helfen, die „Welt zu verbessern“ – wir haben mit ihnen gearbeitet – und wir haben begonnen, uns Leitlinien zu geben, durch die wir die Souveränität in unserer Arbeit erhalten.
Digitale Projektplanung
Was können wir und somit auch Bürger*innen tun, damit die Ideen für Land und Stadt Wirklichkeit werden? Eine partizipative und zukunftsorientierte Antwort darauf ist die Projektschmiede, eine digitale Beteiligungsplattform. Diese Plattform (in Zukunftsstadt Dresden entworfen) begleitet die Ideen von Bürger*innen auf dem kompletten Weg bis zum fertigen Konzept bzw. einer durch KI optimierten Projektmappe. Wir haben diese Plattform in mehreren Durchläufen und mit unterschiedlichen Projekten erprobt und sie dann mit einem Beratungs- und Coachingprozess (Curriculum) erweitert.
Zielgruppe digital
Um rurale Freiräume für alle Nutzungsgruppen zu gestalten, wollen wir auch alle beteiligen. Ist es möglich, mit digitalen Tools alle Zielgruppen zu erreichen? Anhand eines Mashups von Kommunikationskanälen haben wir uns der Frage angenähert. Dabei habenwir in Rollenspielen „personas“ nachgestellt.
Beteiligungsverfahren
Die Auswertung von Beteiligungsverfahren erfordert meist ein hohes Maß an personellen und finanziellen Ressourcen. Wir nutzten dafür KI-Tools (Forschungsprojekt CIMT u.a.), um Auswertungsprozesse effizienter zu gestalten. Wir haben dann geübt, wie diese Werkzeuge helfen können, Textbeiträge der Öffentlichkeit in spezifische Themengruppen einzuordnen, die einzelne Argumente zu analysieren, sowie ortsbezogene Vorschläge dem lokalen Kontext zuzuordnen.
Pop Up – Fortführung der Zukunftsstadt
In diesem Teil diskutierten wir – auch mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kommunen – den Ansatz „Design fiction“ im Beteiligungsprojekt Zukunftsregion Malchin im Wandel. Und zwar über praktische Erfahrungen mit digitaler Bürgerbeteiligung im Hinblick auf die Entwicklung einer Demografiestrategie. (Idee eines Bürgerrats). Zentrales Thema ist die Frage, wie digitale Werkzeuge genutzt werden können, um Beteiligungsprozesse breiter aufzustellen und transparenter sowie sichtbarer zu machen. Was ja eine besondere Form
eines Lernmediums ist.
Teil 2 von PopUp
Die Zufallsauswahl gilt als erfolgversprechende Methode in der Einladung von
Teilnehmenden für digitale und analoge Beteiligungsverfahren. Aber welche
Herausforderungen muss das Teilnehmendenmanagement für digitale Verfahren bewältigen? Welche Besonderheiten gelten für digitales Teilnehmendenmanagement? Und macht es einen Unterschied, wenn ein digitales Beteiligungsverfahren mit Zufallsauswahl durchgeführt wird? Wir sind da noch am Suchen; aber der Ansatz ist in der Planung!
Mashups
Was macht gute Online- und hybride Beteiligung aus? Wie lassen sich analoge, digitale und hybride Kommunikations- und Beteiligungsformate sinnvoll kombinieren? Und wie sieht die Zukunft der (digitalen) Beteiligung angesichts einer fortschreitenden Digitalisierung der Gesellschaft aus? Wir haben anhand von Untersuchungen und von erprobten Projekttools unterschiedliche Varianten durchgespielt. (UBA Diskussionspapiern 2023)
Partizipation
Wie können kartenbasierte Tools das digitale Bürgerengagement stärken und eine integrative Beteiligung an der Stadtentwicklung fördern? Um diese Frage zu beantworten, werden die praktischen Erfahrungen und Forschungsergebnisse der Beteiligungsplattform „Maptionnaire“ sowie die Methode „planning for real“ vorgestellt. Anschließend werden die Vorteile und Herausforderungen für dorf- und stadtplanerische Initiativen anhand der Transparenz und Kosteneffizienz diskutiert.
