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Onlinemeetings

Warum sollten wir übermäßige Online-Meetings so gut
wie es geht vermeiden? – Eine Selbstreflektion

Öfter sind Meetings gedankenlos initiierte Treffen, die mit einer Rundmail ersetzt werden können. Oder sie sollen etwas liefern, was man wohl nur in echten Treffen am Tisch oder beim Spaziergang bekommt – sich näher zu kommen und sich besser zu kennen.

Also: auch online-Meetings sind überlegt zu verwenden. Und auch aus gesundheitlichen Gründen sollten sie nicht zu üppig genutzt werden. Wir haben das in unseren online-Treffen festgestellt bzw. Rückmeldungen durch Teilnehmende erhalten.

Warum?

1. Sitzende Lebensweise: Online-Meetings erfordern in der Regel, dass die Teilnehmer längere Zeit vor einem Bildschirm sitzen. Dies kann zu einer inaktiven Lebensweise führen, was wiederum mit einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen wie Rückenschmerzen, Übergewicht und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht wird.

2. Bildschirmbelastung: Das stundenlange Starren auf einen Bildschirm kann zu einer erhöhten Belastung der Augen führen und Augenbeschwerden wie Müdigkeit, Trockenheit und Kopfschmerzen verursachen. Dies wird oft als „Bildschirmermüdung“ bezeichnet. Oder auch „Zoomfatigue“ (Zoom – Müdigkeit) genannt.

3. Soziale Isolation: Übermäßige Online-Meetings können dazu führen, dass Menschen sich sozial isoliert fühlen, da der persönliche Kontakt und die zwischenmenschliche Kommunikation eingeschränkt sind. Dies kann zu Gefühlen der Einsamkeit und des Stress führen, was wiederum die psychische Gesundheit beeinträchtigen kann.

4. Zeitmanagement: Online-Meetings können den Arbeitstag übermäßig füllen. In Vereinen ist das oft zu sehen. Um die Arbeit effizient zu organisieren, werden zwischen den Meetings keine Pausen eingeplant. Dies kann zu erhöhtem Stress führen, da die Teilnehmer Schwierigkeiten haben, zwischen Meetings und anderen beruflichen Aufgaben eine Balance zu finden.

5. Multitasking: In Online-Meetings besteht oft die Versuchung, nebenbei andere Aufgaben zu erledigen, wie das Beantworten von E-Mails oder das Durchsuchen sozialer Medien. Dieses Multitasking kann zu verminderter Aufmerksamkeit und Produktivität während des Meetings führen und den Stresslevel erhöhen.

6. Technische Probleme: Technische Probleme wie Verbindungsabbrüche, Tonprobleme oder das nicht Funktionieren des Bildschirmteilens können während Online-Meetings auftreten und zusätzlichen Stress verursachen, insbesondere wenn wichtige Informationen ausgetauscht werden sollen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Online-Meetings ein wertvolles Instrument sind, um den Mitarbeitenden Flexibilität zu bieten, Zeit und Reisekosten zu sparen und die Zusammenarbeit über große Entfernungen hinweg zu erleichtern. Ich sage immer: Online Meetings sind gekommen, um zu bleiben, denn sie ergänzen die bisherigen Möglichkeit in Kontakt zu bleiben.

Ja – es gibt Überlastungsprobleme. Von ihnen zu wissen hilft, in der Organisation auf sie zu achten.

In diesem Zusammenhang ist der Begriff: „Zoom-Dismorphobia“ entstanden. Diese bezieht sich auf die psychische Belastung und das negative Körperbild, die durch häufige Nutzung von Videokonferenzplattformen wie Zoom und anderen Videoanrufdiensten entstehen können.

Dieser Begriff setzt sich aus „Zoom“ (als Metapher für Videokonferenzen im Allgemeinen) und „Dismorphobia“ (eine Form der Körperdysmorphie, bei der Personen übermäßig besorgt über vermeintliche körperliche Defekte oder Unvollkommenheiten sind) zusammen.

Hier die Erklärung, was es mit „Zoom-Dismorphobia“ auf sich hat:

Die verstärkte Selbstbetrachtung und die ständige Sichtbarkeit in Videokonferenzen können dazu führen, dass Menschen vermehrt auf ihre äußere Erscheinung achten und sich selbst kritischer wahrnehmen. Dies kann zu negativen Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und das Körperbild führen, da die ständige Selbstbeobachtung oft dazu führt, dass Menschen vermeintliche Makel oder Unvollkommenheiten an sich selbst bemerken, die ihnen vorher nicht aufgefallen sind.
Das hat Auswirkungen auch in ganz andere Bereiche: Statistiken sagen, dass seit Corona Schönheitsoperationen viel öfter in Anspruch genommen werden. (Krass, oder?)

Hier sind einige der Faktoren, die zur Entwicklung von „Zoom-Dismorphobia“ beitragen können:

1. Permanente Selbstbetrachtung: In Videokonferenzen betrachten sich die Teilnehmer ständig auf dem Bildschirm, was zu einer gesteigerten Selbstwahrnehmung führt. Wir sehen uns so nahe und intensiv, dass alle Makel vermeintlich offensichtlich sind. Die schiefe Nase, die vielen Falten die unreine Haut,…

2. Verzerrte Wahrnehmung: Die Kameraobjektive und die Position der Kamera können das eigene Erscheinungsbild verzerren, was zu einer ungenauen Selbstwahrnehmung führen kann.

3. Vergleich mit anderen: In Videokonferenzen sehen Menschen auch andere Teilnehmer und können sich mit deren Aussehen vergleichen, was negative Selbstvergleiche verstärken kann und den inneren Kritiker hervorruft. Wer kennt Sie nicht solche sich selbst schlecht machende Gedanken, wie: „Die hat ein viel schärferes Bild, einen viel besseren Ton ist viel passender gekleidet,….“

4. Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit: Die Tatsache, dass Videokonferenzen oft beruflich oder in Gruppenkontexten stattfinden, verstärkt das Gefühl, öffentlich beurteilt zu werden.

Mir ist wichtig zu betonen, dass „Zoom-Dismorphobia“ nicht als formelle psychiatrische Diagnose anerkannt ist, sondern eher eine informelle Bezeichnung für die psychischen Auswirkungen beschreibt, die durch die vermehrte Nutzung von Videokonferenzen auf das Körperbild und das Selbstwertgefühl entstehen können. Wer das Gefühl hat, dass es eine zu starke persönliche Betroffenheit auslöst sollte sich unbedingt ärztliche Unterstützung suchen.

Sonstige Auswirkungen:

Physische Folgen:

Erschöpfung und Müdigkeit, Bildschirmermüdung und Bewegungsmangel: Dies könnte auf die zusätzliche mentale Anstrengung und den Stress zurückzuführen sein, die mit den technischen Herausforderungen, der Umstellungen und Anpassung an virtuelles Zusammenkommen und modernes Arbeiten einhergeht.

Psychische Folgen:

  • Stress und Angst: Die Ergebnisse von Studien zeigten, dass eine gesteigerte Nutzung von Videokonferenzen mit einem Anstieg von Stress und Angst bei den Teilnehmern verbunden war. Dies könnte auf die Herausforderungen der virtuellen Arbeit und die damit verbundene Isolation zurückzuführen sein.
  • Einsamkeit und soziale Isolation: Exzessive Bildschirmnutzung, einschließlich Videokonferenzen, kann mit einem Gefühl der Einsamkeit und sozialen Isolation verbunden sein. Dies könnte darauf hinweisen, dass virtuelle Interaktionen die persönliche soziale Interaktion nicht vollständig ersetzen können.

Meiner Meinung nach ersetzt nichts das persönliche Gespräch, mit dem wir unser Gegenüber nicht nur als „Ganzes“ sehen, sondern auch mit allen Emotionen und Körpersprache spüren und erfassen und auch zwischen den Zeilen lesen können.

  • Erschöpfung und Burnout: Die ständige Teilnahme an Videokonferenzen kann zu emotionaler Erschöpfung und Burnout führen. Dies könnte auf die anhaltende mentale Anstrengung, die während virtueller Meetings erforderlich ist, zurückzuführen sein. Dazu gab es laut Victoria Schüttengruber eine Experiment von Forscherinnen aus den USA, da sich auf das Ein bzw. Ausschalten der Kameras bezog.

Die Ergebnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Das Einschalten der Kamera während virtueller Meetings ist erschöpfend. Erschöpfung wirkt sich negativ darauf aus, wie sehr sich die Teilnehmenden während virtueller Meetings sprachlich verständlich machen und aktiv daran teilnehmen konnten. Frauen und neuere Mitarbeitende sind erschöpfter, wenn die Kamera eingeschaltet ist. Vermutlich besteht hier ein höherer Druck, Kompetenz zu zeigen oder einen gewissen Status zu erreichen. Die Ergebnisse zeigen, dass das Einschalten der Kamera während virtueller Meetings bei Mitarbeitenden dazu führt, „sich beobachtet zu fühlen“. Damit verbundene Ansprüche der Selbstdarstellung verbrauchen Energie und erhöhen die Erschöpfung.

(Wir haben uns bei dieser Selbstreflektion an Untersuchungen von Magda Bleckmann orientiert.)

 

Das Lernprojekt „Sichtbarkeit! Für Kulturschaffende und Initiativen in der Mecklenburgischen Schweiz “ wird innerhalb des Programms Kultur.Gemeinschaften,  Neustart Kultur der Kulturstiftung und des Ministeriums für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten gefördert.