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Lernmethode für Veränderungen

Lernreise für Mitarbeitende im Kulturbereich, in der Zivilgesellschaft,
Verwaltung und Wirtschaft

Die Digitalisierung verändert unsere Produktionsweise, die Art des Zusammenlebens und darin die Kommunikation, die Wertschöpfungsszenarien im doppelten Sinn: ethisch und ökonomisch. Und sie verkürzt die Zeit, in der Erfahrungswissen Gültigkeit hat. Wer in unserem komplexen, reizüberfluteten Alltag zielgerichtet, klar und wirksam agieren will, braucht spezifische Kenntnisse und Kompetenzen, die auch in Stresssituationen sofort abrufbar sind und zur Gewohnheit werden. Sie zu erlangen ist das Ziel einer Lernkultur, die die Eigenständigkeit der Mitarbeitenden in Eigenverantwortung nachhaltig stärken und zu adäquatem Verhalten in der Praxis führen soll.

Es ist emanzipatorisches Lernen, welches die Umbrüche und Veränderungen sowie die radikal neuen Herausforderungen, die auf den Einzelnen wie auch auf Einrichtungen einwirken, vorausschauend aufnimmt. Das Format dieser Art von Lernen ist „Blended Learning“, also das Lernen mit einem Mix an unterschiedlichen Medien, Mitteln und Methoden.

 

Vermittelt man Wissen ausschließlich in Einzelevents wie Seminaren oder Workshops, ist der Lernerfolg in der Regel wenig nachhaltig. So generiert nach den Erkenntnissen der Lernpsychologie in der Erwachsenenbildung die reine Wissensvermittlung nur etwa zehn Prozent von Lernfortschritt und Verhaltensänderung. Rund 70 Prozent bilden sich durch praktische Erfahrung, und die restlichen rund 20 Prozent entstehen durch Feedback und Reflexionsschleifen.

Das zeigt sich auch bei der Transformation von Seminarwissen in praktisches Verhalten: Nur etwa ein Sechstel aller Workshop-Teilnehmenden setzen ihr dort erworbenes Wissen dauerhaft in die Praxis um. Die Mehrheit versucht es zwar, fällt aber relativ rasch wieder in alte Routinen zurück.

Die Konsequenz: Lernen muss als Transformationsprozess begriffen und aktiv vorangetrieben werden. Als Prozess, der die Lebensrealität in ihrer Vielschichtigkeit und Veränderung spiegelt. Und die Probanden müssen ihr Wissen immer wieder im Arbeitsalltag anwenden, überprüfen und verinnerlichen. Dazu sind die praktische Umsetzung und Reflexionsschleifen als feste Elemente in den Lernprozess zu integrieren.

 

„Lernreise“ als Lernarrangement

Schritt 1 - Auswahl - Nicht in jeder (ehrenamtlichen) Tätigkeit ist transformatives Lernen notwendig - aber in vielen. Welche Menschen in unseren Initiativen und Einrichtungen haben das Potenzial für die Gestaltung von Veränderungsprozessen. Das muss geklärt werden.

Dabei empfiehlt es sich, ein oder zwei Selbstevaluationsverfahren heranzuziehen, das die Auswahl ein Stück weit objektivieren kann. Der „Profilpass“ ist solch ein Verfahren, bei dem die Kompetenzen für „Innovationen“ sichtbar gemacht werden können. Ebenso der „Talentkompass“, der beispielsweise Engagement und Potenzial der Mitarbeitenden jeweils anhand verschiedener Kriterien, die wiederum jeweils mit mehreren Bewertungsstufen verknüpft sind, erfasst. Die Kriterien bei der Bewertung des Engagements sind zum Beispiel:

  •  Persönlicher Einsatz Selbstdisziplin
  •  Loyalität zum Vorhaben
  • die Bereitschaft, Projektinteressen vor die eigenen zu stellen
  • Mut und die Bereitschaft, sich für seine Überzeugungen einzusetzen.

Eine zentrale Rolle im gesamten Lernprozess spielt die aktive Mitwirkung von Partnern/anderen Mitstreiter*innen. Sie reflektieren mit den „Lernreisenden“ regelmäßig deren Lerninhalte besprechen und ihnen Feedback zu Lernfortschritt und möglichen Problemstellungen geben.

Schritt 2 - die Zieldefinition

Hier werden Inhalte und Ziele in drei Bereichen definiert. Erstens die Ziele des Vorhabens, zweitens die Messbarkeit von Lernfortschritt und Ergebnissen und drittens schließlich die Erkenntnisse und Fertigkeiten, die zu erreichen sind. Das Ergebnis ist ein detaillierter „Programme Performance Path“ (PPP), dessen Inhalte in die Trainings einfließen, und der immer wieder „Kontrollpunkte“ enthält.

Schritt 3 - der Kickoff dient der Einstimmung der Teilnehmenden - idealerweise maximal zwölf Personen pro Lerngruppe

Dabei gilt es größtmögliche Transparenz über die Ziele und den Weg sowie den angepeilten Nutzen für das Vorhaben/Einrichtung, das Team und jede Einzelne und jeden Einzelnen herzustellen. Das schafft Verständnis dafür, was in den kommenden Monaten passiert, und stärkt die Motivation der Teilnehmenden, sich aktiv einzubringen.

Schritt 4 - die Reise: Als Vorbereitung für den ersten Workshop erhalten die Teilnehmenden Aufgaben, die sie im Vorfeld bearbeiten sollen

Der Workshop selbst – ein bis maximal zwei Tage – widmet sich der Persönlichkeit der Probanden und ihrem Rollenverständnis als potenzielle „Changeagents“. Anhand interaktiver Aufgaben, in Rollenspielen und mit wechselnden didaktischen und methodischen Ansätzen erleben sie, wie sie mit sich selbst, mit Stresssituationen und anderen Anforderungen des Arbeitsalltags umgehen.

In den Wochen nach dem Workshop stehen Reflexion und die Überführung des Gelernten in den Arbeitsalltag im Fokus. Ihre Aufgaben dazu bekommen und erledigen die Lernenden über die Online-Plattform.

Zusätzlich gibt es ein individuelles Transfer-Coaching mit dem Mentor, der Mentorin – in der Regel zwei- bis dreistündige Einzelgespräche, in denen sich die Teilnehmenden mit ihm/ihr austauschen, Probleme ansprechen und nächste Schritte definieren. Sechs bis acht Wochen nach dem Workshop stellen sie ihre Erfahrungsberichte auf die Online-Plattform. Es geht darum, sich Erkenntnisse bewusst zu machen und zu teilen (deshalb ist Peercoaching ebenfalls sinnvoll). Der Mentor sichtet die Erfahrungsberichte und kommentiert sie.

Dran bleiben ist entscheidend

Nach diesem Schema – Vorbereitung, Workshop, Nachlese, Transfer-Coaching, Erfahrungsbericht – laufen die nächsten Lernmodule im Abstand von zwei bis drei Monaten. Ihre Überschriften können beispielsweise sein: „Sag es treffender, geh zu den Ursachen“ (sprachlicher Ausdruck, Präsentation), „Teams@Work“ (Wie organisiere ich die Arbeit im Team, wie gehe ich mit Konflikten um?), „Leute, Leute, Leute“ (Welche Wirkung hat mein Verhalten auf andere?) und „Nächste Ausfahrt Zukunft“ (Was sind meine Ziele, persönlich wie im Zusammenhang mit meinen Aufgaben?).

Das Lernprojekt „Sichtbarkeit! Für Kulturschaffende und Initiativen in der Mecklenburgischen Schweiz “ wird innerhalb des Programms Kultur.Gemeinschaften,  Neustart Kultur der Kulturstiftung und des Ministeriums für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten gefördert.