Büdnerei Lehsten

Seit Jahren ist die Büdnerei Lehsten ein bekannter Kulturort in der Region. Im Innenhof finden im Sommer Kulturveranstaltungen, Feste und Hochzeiten statt. „Wir haben uns praktisch in ein gemachtes Bett gesetzt“, sagt Johanna Bantzer und spricht auf die Jazzkonzerte an, die die Vorbesitzer hier bereits seit Jahren veranstaltet sowie die Ferien- und Gästewohnungen, die sie hier eingerichtet haben. In diese Fußstapfen ist die Schauspielerin zusammen mit drei anderen Theaterfreunden getreten. 2018 haben sie die Büdnerei übernommen und beleben diese weiterhin kulturell. Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen veranstalten sie im kleinen Theatersaal. Hochzeiten finden auf dem Gelände statt. Das Gästehaus wird für Team-Events gebucht.

„Zu Anfang haben wir hier ganz viel selbst gemacht, bei Festen auch schon mal gekellnert, an der Bar geholfen, gekocht. Mittlerweile versuchen wir, uns da wieder etwas zurückzunehmen.“ Seit Ostern 2022 gibt es Pächter für das kleine Restaurant, das nun „Büdneria“ heißt und in dem regionale Speisen serviert werden. Drei Angestellte helfen im Garten und in der Werkstatt, bei der Verwaltung der Ferienwohnungen und in der Buchhaltung. „Durch das touristische Angebot erlauben wir uns die Freiheit, hier Künstler zu beherbergen, einen Workspace für Theaterleute, Drehbuchautoren, Schauspieler zu schaffen, Proben in einem besonderen Umfeld zu ermöglichen.“ All das entsteht durch das große Netzwerk der vier. So sind in Lehsten auch schon kleine Filme für die Berliner Volksbühne gedreht worden, die später dort gezeigt wurden.

Ein Selbstläufer ist die Bespielung des Geländes jedoch nicht. Zwar gäbe es genügend Inhalte mit der ihr eigens dafür gegründeter Verein „Kultur-Kolchose Lehsten“ für Programm sorgt, aber die Gäste kämen nicht automatisch. Es sei viel los in der Region, mit vielen fantastischen Angeboten. Da bestehe die Herausforderung vor allem darin, die Nische zu finden und das eigene Profil nach außen zu schärfen. „Die Künstlerinnen und Künstler sollen gerne nach MV kommen und der Region etwas dalassen. Eine Ausgewogenheit darin zu finden, dass beide Seiten profitieren von dem Austausch, das wäre unser Ziel.“

Besonders wichtig sei die Vernetzung. Mit der „Lehstener Kultur-Alternative“, dem zweiten Kulturverein im Ort, funktioniere das sehr gut. Man unterstütze sich gegenseitig, die Zusammenarbeit sei toll. „Das ist ein großes Glück“, sagt Johanna Bantzer. Sie ist davon überzeugt, dass sie sich bei den Einheimischen besondere Mühe geben müssen. Und so versuchen sie als Neubürger hier nun auch in allen Bereichen Fuß zu fassen: Die Eier gibt’s vom Nachbarn, der Klempner kommt aus dem Ort, Oster- und Weihnachtsmärkte werden vor allem für die Menschen aus der Region organisiert.

Aber was treibt nun vier Theaterleute aus der Großstadt nach MV? Eine kleine Verbindung gibt es da, wenngleich diese eher zufällig ist: Die Familie von Theaterregisseur Alexander Eisenach, einer der Vier im Bunde, kommt ursprünglich aus Neubrandenburg. Zusammen mit den drei anderen bringt er nun die große Theaterwelt ein Stück weit auch ins beschauliche Mecklenburg, nach Lehsten mitten im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

Mehr lesen über die Büdnerei Lehsten in Ausgabe 3 des VielSehn-Magazins (https://www.vielsehn.de/).

Wasserburg Liepen

In der Nähe des Malchiner Sees entstehen Spezialitäten aus der Pomeranze. Leuchtend orange ist die reife Frucht, außen etwas schrumpelig, aber der Mandarine sehr ähnlich. Ganz anders steht es um den Geschmack. Nicht umsonst wird sie Bitterorange genannt. Vor allem die dicke weiße Schicht unter der Schale und die feinen Fädchen zwischen dem noch dazu sehr sauren Fruchtfleisch sorgen für ihre Bitterkeit. Dennoch wird die aus den asiatischen Tropen stammende Zitrusfrucht auf vielerlei Art verwendet, bietet etwa die Grundlage für die typisch englische Marmelade mit ihrem leicht bitteren Geschmack, für den Curaçao-Likor oder die herbe Note des Duftwassers Eau de Cologne. In der Orangerie des Schlosses Basedow züchtete die Familie der Grafen Hahn einst diese exotische Frucht. Heute setzt Verena Gräfin Hahn von Burgsdorff die Jahrhunderte alte Tradition fort und stellt in ihrer Hahnschen Gutsmanufaktur edle Bitterliköre her. Auf der Wasserburg Liepen hat sie dafür den passenden Ort gefunden. Ludolf von Hahn, ein Vorfahr ihres Mannes, errichtete das Bauwerk um 1400 als Wehrburg, nach dem Dreißigjährigen Krieg verfiel das Gemäuer. Erhalten blieb der historische Gewölbekeller, auf dem 300 Jahre später ein barockes Herrenhaus errichtet wurde, in dem die Grafenfamilie heute lebt. 2015 hat sie das bereits sanierte Gebäude von der Gemeinde gekauft und einen Hofladen eingerichtet, in dem sie ihre Spezialitäten verkauft. Auch Verkostungen finden regelmäßig statt.

Den Likör stellt die Gräfin selbst her, eine Mitarbeiterin unterstützt sie dabei. In den Alkohol hinein kommen bestimmte Gewürze und Kräuter – und getrocknete Schalen der Pomeranze. Die machen den Hauptbestandteil ihres Produkts aus, stammen heute jedoch nicht mehr aus der Region, sondern aus dem sonnigen Süden. Drei Monate lang reift der Likör in 50-Liter-Fässern. „Wir setzen jede Woche mehrere Fässer an und die Nachfrage steigt jedes Jahr, das ist deutlich zu spüren. Ohne meine Mitarbeiter wäre es schwierig, die Nachfrage zu bedienen.“ Regionale handgemachte Produkte sind im Trend. Nach dem Einzug in der Wasserburg entwickelte Verena Gräfin Hahn von Burgsdorff den Gewölbekeller gezielt zur Eventlocation, organisiert dort Verkostungen, Feierlichkeiten, beteiligt sich außerdem regelmäßig an Veranstaltungen wie den Offenen Gärten, der Mittsommer-Remise oder dem Tag des offenen Denkmals. „Unsere Burg liegt nun mal etwas abseits der üblichen Touristenrouten, da müssen wir schon etwas nachhelfen, um auf uns aufmerksam zu machen“, sagt sie.

Ein Spagat mit der Familie ist es manchmal. Besonders den Alltag mit den vier Kindern muss die Unternehmerin gut organisieren. „Spontan Interessierte können wir leider oft nicht gut betreuen, da sind manche Besucher auch enttäuscht, was ich natürlich sehr bedaure. Aber nach Voranmeldung ist alles kein Problem.“ Da führt sie die Gäste dann auch gerne über das Anwesen, erklärt, dass früher der Zugang nur über die eine Brücke möglich war, dass die ursprüngliche Bebauung noch auf dem Feldsteinpflaster zu erahnen ist, und schwärmt von der Obstwiesen hinter dem Burggraben. Aus den Äpfeln, Quitten und Pflaumen kocht sie Gelee, was mittlerweile auch im Hofladen angeboten wird. Feste Öffnungszeiten gibt es nicht.

T30 e.V. Demmin

Seit 2018 gibt es den Verein, der sich Projekte in Kultur, Gesellschaft und Bildung in Demmin auf die Fahnen geschrieben hat. Der Name T30 steht übrigens für dessen Anschrift in der Treptower Straße 30. In dieser zentralen Lage versucht der Verein, auf Kunst und Kultur aufmerksam zu machen und gesellschaftliches Engagement zu fördern. Dabei sind der gemeinsame Austausch und die Vernetzung besonders wichtig. So hat das Team um Sarah Dittrich und Hannah Kuke ein Vereinsnetzwerk gegründet, um die Engagierten in Demmin zusammenzubringen. „Immerhin hat die Stadt laut Vereinsregister 70 Vereine“, sagt Hannah Kuke. „Auf die 10.000 Einwohner gerechnet, ist das schon sehr viel.“ Um diese alle sichtbarer zu machen und miteinander ins Gespräch zu kommen, finden regelmäßige Netzwerktreffen mit Weiterbildungsangeboten und Workshops zu verschiedenen Themen rund um das Vereinsleben statt. Aber auch viele andere Projekte hat der T30-Verein (https://www.t30-demmin.de/) schon ins Leben gerufen. Etwa ein Zeitzeugencafé zur Aufarbeitung der bewegten Geschichte der Stadt, insbesondere zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Bereits zweimal zählte der Verein auch zu den Neulandgewinnern (https://neulandgewinner.de/), wurde über das Programm der Robert-Bosch-Stiftung gefördert, um eine Anlaufstelle für ehrenamtliches Engagement in Demmin zu entwickeln und die Bürger für Beteiligungsprozesse und Mitsprachemöglichkeiten zu sensibilisieren. Auch kulturelle Aktivitäten in der Stadt gestaltet der T30 aktiv mit. So wurde der Kulturring Demmin (https://www.kulturring-demmin.de/) als Verbundprojekt des T30 e. V. mit dem Lübecker Speicher Demmin ins Leben gerufen, um die kulturell Aktiven aus Demmin zusammenzubringen, den Austausch zu fördern und Synergien zu nutzen. Neben einem regelmäßigen Kulturstammtisch werden Kunstaktionen organisiert und Künstlerstipendien vergeben. Dadurch wurden bereits mehrere Nicht-Demminer Künstler*innen für einen zweimonatigen Aufenthalt mit künstlerischem Wirken in die Stadt geholt. 2020 war der aus Südkorea stammende Performance-Künstler Minjae Lee in Demmin und hat seine Performance „Leerraum“ im Pavillion im Marienhain aufgebaut. Neun Tage lang füllte er dafür einen raumgroßen durchsichtigen Ballon – mit dem Einzigen, was beweist, dass er als Mensch existiert, dass er lebt: seinem Atem. Für den Künstler eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Angst.Der T30 e.V. hat sich im September 2018 in Demmin gegründet. Mittlerweile ist der Verein auf rund 50 aktive Mitglieder angewachsen.

Ziel ist es, eine Plattform für Projekte in Kultur, Gesellschaft und Bildung zu sein. Die Mitglieder wollen die Gemeinschaft stärken, Anknüpfungspunkt für Gestaltungswillige sein und das vielfältige Ehrenamt in Demmin mit Infos zu Förderung, Vereinsführung und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen und sichtbar machen. Das T30 bringt Menschen mit ähnlichen Interessen und Vorhaben zusammen und zeigt, wo angedockt werden kann.

Vernetzung und Bildung, und ein gut gefüllter Ideenparkplatz werden durch eigene Projekte gefördert und umgesetzt. Das T30 findet man in der Treptower Straße 30 im Herzen von Demmin. Neben einem Ladenbüro, steht der Ort für gemeinnützige Institutionen als Co-Work-Space zur Verfügung.

Ein Jahr später war die Autorin und Poetry Slammerin Theresa Steigleder Artist in Residence in Demmin. Sie ist noch heute mit der Stadt verbunden, gibt Schreibworkshops zum kreativen Schreiben. Auch andere Kreative lockt der T30 mit seiner Arbeit an: Annette Leipold hatte bis vor kurzem neben dem Büro ihre eigene Nähwerkstatt, und gab dort u.a. Upcycling Kurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Mit der „Zentrale“ in der Treptower Straße 30 hat Sarah Dittrich noch mehr vor: Die alte Backstein-Remise im Hinterhaus soll Gemeinschaftsbüro mit Werkstatt-Atelier und Seminarraum für Vereine und gemeinnützige Akteure in Demmin werden. „Dort wollen wir den Vernetzungsgedanken und Informationsaustausch noch gezielter fördern. Im besten Fall entstehen hier neue Kooperationen und Projekte in der Stadt. Es darf gelernt und ausprobiert werden: Kunst, Handwerkskurse, Philosophie-Salons, Körpertherapien, vieles ist denkbar.“

Die Zukunft des Vereins ist immer auch abhängig von den aktuell laufenden Projekten mit der abhängigen Finanzierung. Seit Januar 2023 ist der T30 e.V. die Koordinationsstelle für Demokratie Leben in Demmin. Auch das Kulturfloß auf der Peene befährt 2023 unter der Flagge des T30 e.V. wieder den Amazonas des Nordens und schippert zwischen Anklam und Kummerower See unterschiedlichste Musiker und Musikerinnen für Konzerte zu kleinen Wasserwanderrastplätzen, verwunschenen Waldgaststätten und Dorfgastronomien (https://www.t30-demmin.de/neues-projekt-kulturfloss-peene/).

Kunstkapelle Remplin

Fährt man von Teterow nach Malchin kommt man kurz vor letzterem rechterhand an einer Schmiede vorbei, die fast auffälliger ist, als der dann folgende Ort namens Remplin. Dessen Ortsbild verwirrt etwas durch Stilbrüche – auch die Kapelle, die vor einem Ensemble von Plattenbau und grauem, lädiertem Gebäude, dem vormaligen Schloss steht.

Es ist die Kunstkapelle der Mecklenburgischen Schweiz. Peter Balsam ist der Kurator und Küster – beides in ganz eigenem Sinn der Gegend. „Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen“ ist das Thema von Peter Balsam. Er meint das nicht belanglos und völlig frei für jeden falschen Ton und Pinselstrich. Er meint es in dem Sinn, dass Kunst helfen kann, etwas, was schon geschieht aber noch nicht gesehen und gedacht werden kann, ahnungsvoll zu erkennen. Und davon gibt es in der Region und darüber hinaus einiges – vieles davon reicht in die Zukunft, hat aber jetzt schon alltägliche Konsequenzen.

Als Peter Balsam vor 13 Jahren nach Remplin kam, früh geprägt von Barlach in Güstrow, entdeckte er die Kapelle; diese war desolat und schüchtern, so in genau der Verfassung, um von jedermann übersehen zu werden. Er machte sie schön, baute in altem Format innen aus, holte Musiker dazu, Maler und Fotografen und zu dem Schönen brachte er Leben hinzu. Mit Blick auf die Region und auf sich selbst formuliert er: Es ist schon ein Ding, wenn Fremde hierher kommen und nur weil sie Geld haben, in größerem und großem Umfang die Region gestalten. Das dickere Ding aber ist, dass hier in der Region sowenig eigene Ideen entstehen, die mit Beteiligung vieler der Region ein eigenes Bild geben.

Das eigene Bild schafft seine Konzertreihe im Sommer – mit Blues und Jazz, die Verbindung mit der Kultur-Schule Malchin und der Kunsthalle in Karnitz, die wechselnden Ausstellungen und die dauerhaften Interventionen.

Mittelhof Gessin e.V.

Innenansicht Hofladen Gessin

Ein kleines 60-Seelen-Dorf, in dem es trotzdem alles gibt, was nötig ist – so könnte man den Ort Gessin bei Malchin wohl beschreiben. Ein Dorfgemeinschaftshaus, montäglicher Mittagstisch, Tanzveranstaltungen, Malgruppen, sogar ein ausgezeichnetes Programmkino gibt es hier. Zentrum ist der Mittelhof, auf dem Bernd Kleist und Ehefrau Maria seit knapp zehn Jahren auch einen Dorfladen mit Naturkostsortiment (https://www.dorfladen-gessin.org/ ) betreiben. Der Hof ist ein wichtiger Treffpunkt. Hier laufen die Fäden im Ort zusammen, werden neue Pläne geschmiedet. Etwa eine Mitfahrzentrale, oder ganz aktuell, das Dörp Mobil, ein Elektrofahrzeug, das von den Dorfbewohnern gemeinschaftlich genutzt werden kann. Die großen Themen sind nachhaltige Bildung, kulturelle und soziale Teilhabe, die Förderung dörflicher Strukturen, nachhaltige Mobilität, regionale Versorgung, lokale Ökonomie sowie Gesundheitsförderung.

Im Dorfladen trifft man sich zum Kaffeetrinken, hier gibt es eine Poststation. Auch die regionale Vermarktungsplattform Meck-Schweizer (https://meck-schweizer.de/) wurde in Gessin gegründet. Die Idee: regionale Produkte von den Produzenten in die Läden und zu den Gastronomen zu bringen. Mit Elektro-Fahrzeugen werden die Produkte von den Erzeugern abgeholt und zu den Händlern gebracht. Werden die E-Autos nicht gebraucht, stehen sie für Carsharing oder Mietwagenservice inklusive Fahrer zur Verfügung. Wissen austauschen, Strukturen teilen, Ressourcen schonen und effizient einsetzen – das spielt bei allem, was die Gessiner um Bernd Kleist anpacken, eine übergeordnete Rolle. Dafür findet auch ein reger Austausch mit anderen Initiativen in der Region statt, allen voran dem Projekthof Karnitz und dem Regionalbündnis Mecklenburgische Schweiz. Das Ende der Fahnenstange ist längst nicht erreicht: Die Akteure wünschen sich, mehr Menschen mit ihren Angeboten zu aktivieren und sie auch zu motivieren, selbst etwas anzubieten, aktiv mitzumachen. Ein großer Traum ist eine Senioren-WG im Ort. Die Pläne für einen solchen gemeinschaftlichen Alterssitz liegen seit Jahren in der Schublade. Gut möglich, dass sie demnächst Form annehmen.

Voelschow Berg

Mitten im Wald, direkt am Fernradweg Peenetal, liegt Voelschow Berg. Vor knapp dreizehn Jahren hat Christoph Peisker die ehemalige Waldgaststätte im Demminer Stadtwald vor dem Verfall gerettet. Mittlerweile ist das Haus, welches schon um 1780 in schwedischen Matrikelkarten erwähnt worden sein soll, beliebter Veranstaltungsort. Auch die Opernale hat hier bereits Halt gemacht.

Festwiese, Schützenhaus, Waldspielplatz – sogar Tennisplätze soll es im nahen Umkreis gegeben haben. Vieles ist lange her, aber Christoph Peisker und Hannah Kuke bringen wieder neues Leben an diesen Ort. Hochzeiten, Firmenfeiern und Kulturveranstaltungen – sie sind für alles ausgestattet. Es gibt Barbereich und Küche, einen großen Saal und einen kleinen. Mit der Peene fast hinterm Haus kann Voelschow Berg ebenfalls punkten. Auch Tollense und Trebel sind nicht weit. Als es Hannah Kuke vor zehn Jahren der Liebe wegen aus Köln an diesen Ort zog, war sie erst etwas überfordert mit diesem riesigen Gemäuer. „Für uns alleine als Familie empfand ich die 900 Quadratmeter immer als viel zu groß“, erzählt sie. Aber mit der Entwicklung zu einem besonderen Veranstaltungsort ergab sich eine Perspektive. Zusammen mit Partner Christoph Peisker, der sich auf Pyrotechnik bei Konzerten und Veranstaltungen spezialisiert hat, versucht sie den Ort vor allem auch als Konzert- und Festivalort zu etablieren. Verschiedene Bands haben ihn längst für sich entdeckt und kommen gerne zum Proben mitten im Wald vorbei. Metal, Jazz, die Bandbreite ist groß.

Metal-Festival „Ghosts of Dinmin 2023“, 1./2. Septbember 2023

Sommergalerie Annette Mecklenburg

Kräftig leuchtende Farben prägen die Ölbilder von Annette Mecklenburg. Sie widmet der Entstehung ihrer Werke viel Zeit und Leidenschaft. Seit 25 Jahren lebt und arbeitet die Künstlerin in Klein Gievitz nahe Waren an der Müritz. Hier hat sie sich mit der eigenen kleinen Sommergalerie einen langgehegten Wunsch erfüllt.

Das Gelb der Sonne erfüllt nicht nur den Raum, sondern findet sich auch in nahezu allen Bildern der Künstlerin Annette Mecklenburg wieder. Es ist, wie eine besondere Verbindung zwischen dem natürlichen Element des Lichts, dem Material des Raums und den Bildern. Die Motive sind Frauen, meist einzeln, selten auch zu zweit. In sich ruhend wirkt jede, innehaltend für den Moment. Dennoch zeigen die Bilder sie in ganz individuellen Situationen, dem eigenen Umfeld. Frauen, mit denen sich die Künstlerin verbunden fühlt. Genau erklären kann sie es nicht. „Es gibt keinen Plan für ein bestimmtes Motiv, es ergibt sich.“

Schicht für Schicht trägt sie ihre Farben auf, die eine enorme Kraft entfalten. Auch der Zufall spiele manchmal eine Rolle, vieles sei jahrelange Erfahrung. Früher gefielen der gebürtigen Schwerinerin Ölbilder in den Museen überhaupt nicht. Viel zu dunkel waren sie ihr. Aber mit dem Kennenlernen des Expressionismus begeisterte sie sich dann für die Farben. Heute ist die Ölmalerei ihre große Leidenschaft, in die sie all ihre berufliche Zeit investiert. Firnis gibt den kräftigen Ölfarben eine besondere Tiefe und Brillanz, macht die Bilder unempfindlich und langlebig. „Manchmal braucht ein Bild ein Jahr, bis es richtig durchgetrocknet ist“, sagt sie. In ihrem Atelier über der Galerie arbeitet sie bisweilen über viele Wochen an zwei oder drei Bildern gleichzeitig.

Neben ihrer Arbeit als Künstlerin ist Annette Mecklenburg vor allem Familienmensch, hat mit ihrem Mann Christian drei Kinder großgezogen. 1996 zogen sie nach sieben Jahren Berlin, wo sie an der Hochschule der Künste studierte, aufs Land. Beim Radfahren durch Mecklenburg entdeckten sie die Region um Waren für sich. Sie kauften die Hälfte eines alten Bauernhauses und stellten sich der Herausforderung, das alte, kaputte Gemäuer zu renovieren.

Platz für ihre Malerei war zu diesem Zeitpunkt in einem Bauwagen, später in einem kleinen Raum im Wohnhaus. Seit knapp sechs Jahren findet ihr Atelier im lichten Geschoss über der Galerie Platz.

Schon lange hatte Annette Mecklenburg den Wunsch, einen eigenen Ausstellungsort für ihre Bilder zu gestalten, unabhängig zu arbeiten und für ihre Gäste und Betrachter präsent zu sein, „einen Ort zum Wohlfühlen, für mich und meine Besucher.“  Dafür haben sie und ihr Mann die zweite Haushälfte dazugekauft und mit natürlichen Materialien hergerichtet. Dort präsentiert sie nun jährlich ab Pfingsten ihre eigene Ausstellung, immer kombiniert mit Gastkünstlern, die mit ihren figürlichen oder plastischen Werken das Interieur passend ergänzen.

Papierziege Claudia Burmeister

Mit Gouachefarben, die entweder deckend oder lasierend angewendet werden können, Buntstiftzeichnungen und gedruckten Strukturen empfindet sie Geschichten gestalterisch nach und macht sie dadurch auch visuell für Kinder erlebbar.

Mehr als zehn Kinderbücher hat Claudia Burmeister auf diese Weise schon illustriert, dazu eine Reihe Schulbücher. Dabei war es reiner Zufall, dass 2014 ein Verlag ausgerechnet auf die Illustratorin aus der Mecklenburgischen Schweiz gestoßen ist. Mittlerweile arbeitet Claudia Burmeister, die ihre Illustrationen auch unter dem Künstlernamen Papierziege  anbietet, mit mehreren Kinderbuch-Verlagen fest zusammen. Aber Claudia Burmeister malt nicht nur für Kinder (und Erwachsene). „Als Illustratorin biete ich auch Workshops und Kurse an, in denen ich meine intuitive und experimentelle Arbeitsweise versuche, an Kinder im Vor- und Schulalter weiterzugeben. Dabei möchte ich vor allem die Liebe zu Büchern und Geschichten mit den Kindern teilen und den Beruf der Illustratorin vermitteln.“ Das Ausprobieren ist in ihren Workshops sehr wichtig. „Die Kursteilnehmer*innen sollen viel lieber zu einer eigenen Formensprache finden, als direkt ein fertiges Ergebnis vorzulegen“, sagt Claudia Burmeister.

Über 20 Jahre ist es nun her, dass sie selbst mit dem Zeichnen und Illustrieren angefangen hat. Dies jedoch schon auf einer weit höheren Ebene, als Schülerin der Grafikdesign-Schule in Anklam, die damals in einer stillgelegten Möbelfabrik untergebracht war. „Der Fokus während der Ausbildung lag auf dem Handwerk. Naturstudium, Fotografie, Siebdruck, Illustration, Schriftgestaltung – wir konnten alles ausprobieren. Es ging darum, einen Blick zu bekommen für Linien und Formen. Dafür hatten wir hervorragende Lehrer und Dozenten, wie Simone Waßermann, Harald Larisch und nicht zuletzt Gründer Otto Kummert“, erinnert sich Claudia Burmeister, die während des Studiums auch Kurzgeschichten von Franz Kafka illustriert hat.

Seit 2018 ist Claudia Burmeister nun Mitglied im Künstlerkollektiv POPPY FIELD (https://www.poppy-field.de/), einem Netzwerk von Illustratorinnen aus MV, die gemeinsam Illustrations-Projekte umsetzen. Seit vielen Jahren arbeitet sie außerdem mit dem Kultur- und Kunstverein Waren e.V. (http://www.kulturverein-waren.de/) zusammen, außerdem illustriert Claudia Burmeister regelmäßig für das VielSehn-Magazin (https://www.vielsehn.de/).

Wichtiges aktuelles und zukünftiges Projekt ist die eigene Galerie und Atelierwerkstatt, die gerade im Entstehen ist: Die „Alte Büdnerei 13“ ist eine Produzentengalerie, ein Atelier für Grafik und Illustration. Dort sollen regelmäßige Veranstaltungen stattfinden, wie Ausstellungen, Lesungen sowie Zeichenkurse als Einzelunterricht oder in Kleinstgruppen. Ab dem Frühjahr will Claudia Burmeister damit beginnen, die Galerie tageweise zu öffnen.

Bildhauerei Kathrin Wetzel

Einen Skulpturenpark hat Bildhauerin Kathrin Wetzel in ihrem Garten in Gessin nahe Malchin angelegt. Ihr künstlerisches Thema ist das Wunderwerk Mensch: So finden sich im Garten z. B. die Bronzefiguren „Kassandra“ und „Medusa“ sowie „Der Ochse und das Mädchen“. In ihrem Atelier mitten auf dem Gelände zeigt Kathrin Wetzel einige Büsten ihrer Serie „Die Schönheit des Verschiedenseins“, für die sie neun in Mecklenburg lebende Frauen und ihre Geschichten plastisch dargestellt hat.

Wassermühle Roidin

Die Wassermühle ist wie eine Landmarke in der Region. Schon 1488 wurde hier nahe des Kummerower Sees der erste Mühlenbau urkundlich erwähnt, vermutlich existierte ein solcher an diesem Ort schon viel länger. Die heutige Mühle ist wohl um 1736 entstanden. Bis 1959 war sie in Betrieb. €žIn unserer Kulturlandschaft haben diese Bauwerke eine ganz zentrale Bedeutung.