Klimaerkenntnisse aus 2022/23

Meteorologen starten einen Wetterballon in der Arktis

Führende Wissenschaftler:innen aus Universitäten und Forschungsinstituten kommen jedes Jahr zusammen und ermitteln die zehn wichtigsten klimawissenschaftlichen Updates aus dem vergangenen Jahr. Der Titel: „Ten New Insights in Climate Science“ – zehn neue Erkenntnisse der Klimawissenschaft.

Einer von ihnen ist Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. „Der Bericht wird nicht nur an den Chef des UN-Klimasekretariats Simon Stiell, sondern an alle Verhandlungsparteien des Klimagipfels geschickt“, hebt Rockström die Bedeutung der Arbeit hervor und schickt den Appell nach: „Wissenschaft muss wieder ins Zentrum der Verhandlungen rücken.“ Die Klimareporter haben diese 10 Erkenntnisse ins Deutsche übersetzt.

Für die Bildungslandschaft Mecklenburgische Schweiz fassen wir die Ergebnisse zusammen:

  1. Die Überschreitung der 1,5-Grad-Schwelle der Erderwärmung ist – zumindest vorübergehend – unvermeidbar. Entscheidend ist, das Ausmaß und die Dauer der Überschreitung zu minimieren, um keine irreversiblen Veränderungen im Erdsystem zu riskieren.
     
  2. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens in Sichtweite zu halten, führt kein Weg an einem schnellen und kontrollierten Ausstieg aus den fossilen Energien vorbei. Regierungen dürfen keine neuen fossilen Projekte erlauben und müssen die bestehende fossile Infrastruktur früher stilllegen als bisher geplant.
     
  3. Die Politik muss die Möglichkeiten zur effizienten CO2-Entnahme massiv vorantreiben.
     
  4. Anschließend an den vorherigen Punkt, ist davor zu warnen, sich zu sehr auf natürliche CO2-Senken zu verlassen. Denn es ist unklar, wie sich die CO2-Aufnahmefähigkeit von Wäldern und Ozeanen mit fortschreitendem Klimawandel verändert.
     
  5. Die Klimakrise und die Biodiversitätskrise hängen zusammen und können nur gemeinsam gelöst werden.
     
  6. Gleichzeitig auftretende Extremereignisse – etwa eine Dürre in Kombination mit einer Hitzewelle – können schlimmere Auswirkungen haben als „die Summe der Einzelereignisse“. Diese sogenannten compound events bergen große Risiken und werden wissenschaftlich noch wenig verstanden.
     
  7. Gebirgsgletscher schmelzen immer schneller. Das gefährdet die in Gebirgen lebenden Gemeinschaften, und etwa zwei Milliarden flussabwärts lebende Menschen sind dadurch von Wasserknappheit bedroht.
     
  8. Der Klimawandel kann die Mobilität vor allem armer Bevölkerungsgruppen einschränken. Menschen, die nicht umziehen können, sind besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen.
     
  9. Klimaanpassung schützt oft nur Teile der Gesellschaft und kann sogar nachteilig für andere sein. Gerechtigkeit als Kriterium in Klimaanpassungsstrategien aufzunehmen, würde helfen, Fehlanpassung zu verhindern.
     
  10. Eine Reform des weltweiten Ernährungssystems ist für wirksamen Klimaschutz unerlässlich. Dabei kann das Ernährungssystem von einer der größten Emissionsquellen zu einem Teil der Lösung werden.

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