Mühlenhof Altkalen

In Altkalen betreibt Detlef Preuß die letzte noch regelmäßig mahlende Mühle im Nordosten. Seit über 120 Jahren ist sie im Familienbesitz und versorgt die Region mit ihren Produkten. „Es war unser Glück, dass mein Vater nach dem Krieg nicht enteignet wurde“, sagt Detlef Preuß. Als sogenannte Zwischenbetriebliche Einrichtung blieb dieser der Besitzer der Mühle – mit nur einem Kunden, der LPG. Für die wurde in der Mühle bis 1990 Mischfutter produziert. Und sie blieb im Familienbesitz, seit 1896. Eine Tonne Getreide pro Tag könnte Detlef Preuß hier vermahlen. Stattdessen sind es 10 bis 15 Tonnen pro Jahr. „Mehr ist unter den jetzigen Bedingungen nicht zu schaffen“, sagt er. Mehr mahlen bedeutet auch mehr Arbeit. Die ist schon jetzt für ihn alleine gerade so zu leisten. Und auch der Verschleiß an der Mühle wäre größer, der Wartungsaufwand würde steigen, zusätzliche Kosten für Personal und Material wären nötig. So eine historische Mühle könne man heutzutage nicht mehr wirtschaftlich betreiben, ist Detlef Preuß überzeugt. „Jedenfalls nicht hier in unserer Region.“ Sein Ziel ist es, die Mühle zu erhalten, das Handwerk zu bewahren und alles regelmäßig in Bewegung zu haben. 1988, ein Jahr nach dem Tod des Vaters, hat Detlef Preuß den Beruf des Müllers gelernt, in der damals modernsten Mühle der DDR in Potsdam. Facharbeiter für Körnerver- und -bearbeitung nannte sich das damals ganz genau. Die Ausbildung war nötig, damit der gelernte Schmied den Familienbetrieb am Laufen halten konnte. Nach der Wende war erstmal Schluss damit.

Stattdessen boten sich andere Chancen. „Die Fördertöpfe waren damals voll. Aber kaum einer hat sie abgerufen, weil viele Eigentumsverhältnisse unklar waren oder die Rückübertragung dauerte.“ Hürden, die Preuß nicht zu überwinden hatte. Er gründete einen gemeinnützigen Verein, den Mühlenhof Altkalen e. V., und trieb die Restaurierung der Mühle voran. Bis 2005, über zehn Jahre lang, liefen die Arbeiten. Die Pläne für die Zeit danach reiften erst währenddessen. Ein Erlebnisort, an dem das alte Handwerk lebendig bleibt, ist entstanden. Von Ostern bis September backt Detlef Preuß immer mittwochs Brot im Freilandbackofen, welches die Kunden dann frisch vor Ort kaufen können. 40 bis 50 Brote jede Woche, in der Saison auch mal zwanzig mehr. Das Getreide dafür bezieht der Müller von Bio-Landwirten aus der Gegend. Auch das daraus gemahlene Mehl hat kurze Wege. Ein lokaler Bäcker backt daraus ein traditionelles Mühlenbrot, ein regionaler Hersteller von Fischfeinkost paniert seinen Brathering mit dem Vollkornmehl aus Altkalen.

Seit ein paar Jahren beobachtet Detlef Preuß einen Trend zu mehr gesunder Ernährung, mehr Regionalität. „Viele fangen wieder an, selbst zu backen. Unser Roggenvollkornmehl ist perfekt zum Ansetzen von eigenem Sauerteig.“ Aber der Müller weiß auch, dass man sich die Entscheidung für so ein handgemachtes regionales Produkt auch leisten können muss. Noch läuft alles wie immer. Detlef Preuß mahlt das Mehl für die Kuchen, die er für das Hofcafé backen wird; produziert auf Bestellung für seine Stammkunden. Heute wird das Mahlwerk vom Elektromotor angetrieben. Um das große Mühlrad in Gang zu setzen, sind die Mengen zu klein, der Aufwand zu groß. Nur ab und zu treiben die vier großen Flügel das Mahlwerk noch an.  Meistens trifft man Detlef Preuß auf dem Mühlenhof allein. Deshalb ist er froh, wenn größere Gruppen sich vorher anmelden. Dann kann er frühzeitig Hilfe organisieren und genügend Brot und Kuchen vorbereiten. Dieser wird in der großen Veranstaltungsscheune, bei gutem Wetter auch auf der Terrasse davor, serviert.

Adresse
Mühlenhof Altkalen e. V.
Mühlenhof 5, 17179 Altkalen
Telefon: 039973 – 70388
http://www.windmehl.de/

Ostern – September: mittwochs Backtag