Atelier 17111 e. V.

So groß wie ein Fußballfeld ist die Backsteinscheune, in der sich das Atelier 17111 befindet; gelegen in Hohenbrünzow, einem kleinen Ort zwischen Demmin und Altentreptow. Ganz am hinteren Ende der Scheune von 1862 führt eine schwarze Metalltreppe hoch auf die Terrasse, von der aus man ins Atelier gelangt. Riesige Fenster lassen reichlich Licht hinein, um hier gemeinsam zu Kochen, zu Malen, zu Töpfern oder Seminare abzuhalten. 2019 haben Friedenand Wäschle, sein jüngerer Bruder Rüdiger und deren Onkel diesen neuen Teil der alten Scheune fertiggestellt, eine Zeitlang darin gewohnt, bis das frühere Gutsverwalterhaus zum Wohnen hergerichtet war. Unter dem Atelier befindet sich die Holzwerkstatt, in der Produktdesigner Friedenand und Tischler Rüdiger ihr Studio für Architektur, Bauplanung, Holzbau, Möbelbau und Produktgestaltung betreiben. Es gibt einen Holzbackofen und eine Töpferwerkstatt. Zwei Drehscheiben zum Töpfern und ein kleiner Brennofen, sowie eine alte Druckerpresse für Linol- und Holzschnitte stehen für kreative Arbeiten zur Verfügung. Auch Unterkünfte sind geplant – für Menschen, die diesen Ort ebenfalls mit Leben und Ideen füllen wollen.

Jedes Jahr im August findet das Workshopfestival „Formfeld“ auf dem Gutsgelände statt. Viele Menschen kommen an dem Ort zusammen, genießen kulturelle Darbietungen und lernen gemeinsam in Workshops. Die Themen reichen von Kunst, Musik und Theater über Architektur bis hin zur Landwirtschaft. Handwerklich und praktisch kommt man in den Austausch miteinander. Dabei sind Lernen und Wissensproduktion nicht hierarchisch organisiert, sondern der Ort wird für die gemeinsame Arbeit, Begegnung und zwischenmenschliche Beziehungen geöffnet.

Platz gibt es dafür genug. 14 Hektar groß ist das Gelände. Dieses war jahrhundertelang im Besitz der Grafen zu Schwerin, im Gutshaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite war zu DDR-Zeiten eine landwirtschaftliche Berufsschule untergebracht. Mittlerweile wird es von der neuen Eigentümerfamilie saniert, die zusammen mit dem Verein Atelier 17111 e. V. dieses ursprünglich zusammengehörende Ensemble als Kultur-Gut Hohenbrünzow mitgestaltet.

Und so ist die riesige Anlage auch eine Art Experimentierfeld für gemeinschaftliches Lernen ohne Hierarchien, handwerkliche Arbeit, alternative Wohnmodelle, nachhaltige Lebensart. Immer wieder sind temporär Menschen auf dem Hof. Viele Menschen, die mit anpacken, braucht das Projekt, an dem man sich auch als Vereins- oder Fördermitglied beteiligen kann.

Kontakt:

Atelier 17111 e.V.
Hohenbrünzow 25
17111 Hohenmocker

E-Mail: mail@atelier17111.com
https://atelier17111.com/

Landkombinat e.V.

Seit über 15 Jahren gibt es den Vereinauf einem kleinen Hof bei Demmin. Stefan Raabe hatte das Grundstück in der Gemeinde Beggerow 2005 gekauft. Damals war er gerade mal 22 Jahre alt, machte in Demmin eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker. Immobilien auf dem Land waren noch bezahlbar. Die Idee, den Hof gemeinschaftlich zu nutzen, eine Werkstatt aufzubauen und mit anderen zu teilen, waberte da schon in Stefans Kopf. Zusammen mit Nachbarn und Freunden gründete er den Verein. Im Dorf stieß die Idee auf fruchtbaren Boden. Gemeinsame Mittagstische waren ein erster Schritt.

Heute wird auf dem Hof gemeinschaftlich gebaut und repariert, gegärtnert, gemostet und gebildet. In der alten Backsteinscheune auf dem Hof sind Metall- und Holzwerkstatt sowie eine kleine Mosterei untergebracht. Die entsprechende Technik wird von Stefan Raabe akribisch gepflegt und gewartet, manchmal auch selbst gebaut. Seit fünf Jahren findet einmal im Monat das Reparaturcafé statt. Einige Experten stehen anderen helfend zur Seite, wenn diese vorbeikommen, um etwa ihre Nähmaschine, Handydisplay oder Schachcomputer zu reparieren.

Gemeinsam mit anderen Initiativen wurde ein Netzwerk für Bildungsorte in der Region gegründet. Zum einen, um eine Lobby für zukunftsfähige Bildung zu schaffen. „Zum anderen wollen wir aber auch unsere eigene Bildungsarbeit gegenseitig reflektieren und stärken“, sagt die freiberufliche Pädagogin Wibke Seifarth, die ebenfalls auf dem Hof lebt. Sie initiiert verschiedene Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche. Mit der Arbeit auf dem Hof sei das sehr gut vereinbar. Auch dort finden regelmäßig Projekte mit Kindern statt, etwa bei der Obsternte, beim Mosten oder Naschen im weitläufigen Garten. Hier wird mit verschiedenen Methoden des naturnahen Gemüseanbaus experimentiert. Seit drei Jahren versorgt der Hof mit der Ernte etwa zwanzig Haushalte in der Region.

Über das Jahr kommen viele Menschen aus ganz Europa auf den Hof, um hier zeitweise mitzuhelfen, vom Alltag abzuschalten, Neues zu lernen, und Gemeinschaft zu erleben. Auch die Restaurierung der Scheune war nur mit Hilfe Vieler möglich. So organisiert der Verein regelmäßig Workcamps mit dem Internationalen Bauorden, der seit über 60 Jahren soziale und gemeinnützige Einrichtungen durch Bau- und Renovierungsarbeiten unterstützt. Aktuelles Projekt ist ein offenes Backhaus aus Naturbaustoffen und überwiegend recycelten Baumaterialien. Es soll als neuer Gemeinschaftsplatz im Dorf dienen, an dem Austausch und Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft gestärkt und alle mit ökologischen Backwaren versorgt werden.

Kontakt:

Landkombinat  e. V.
Gatschow 22
17111 Beggerow
E-Mail: post@landkombinat.org
http://www.landkombinat.org

Moorbauer

Coole Kneipe, alternatives Restaurant, traumhafte Lage waren Assoziationen, die ich für diesen Ort in meinem Kopf hatte. Aber der Reihe nach. Ich bin zum ersten Mal hier. Schon der Weg zum Moorbauern ist ein kleines Abenteuer. Am Steg begrüßt mich Uta Berghöfer. Weit und breit ist nichts zu sehen. Uta telefoniert kurz, dann sagt sie, ein Moorbauer würde uns gleich mit dem Boot abholen. Boot? Erst jetzt wird mir klar, dass es nur diesen Weg gibt – über das Wasser. Leise tuckert der Kahn heran. Uta lädt noch eine Kiste mit Feuerholz hinein. Dann geht es gleich wieder los. Hinsetzen lohnt sich offenbar nicht, sehr wohl aber ein Blick rundherum. Gerade dreht ein Eisvogel eine kleine Runde nur ein paar Meter entfernt. Schräg gegenüber am Ufer legen wir an. Da ist er, der Moorbauer. Seit den 1960er Jahren gibt es diese Traditionsgaststätte, erzählt mir Uta Berghöfer. „Jeder in meiner Generation, der hier aus der Gegend kommt, kann mit dem Namen etwas anfangen oder war selbst schon hier.“ Bis 2011 wurde die Kneipe im weitverzweigten Kanalsystem zwischen Malchiner und Kummerower See von wechselnden Pächtern und Besitzern betrieben. Das ist nicht für jeden was, denke ich. Besucheranstürmen im Sommer stehen raue Zeiten in Herbst und Winter entgegen, hin und wieder ein Hochwasser, das bis in den Gastraum drückt. Am Kamin zeigen Striche, wie hoch das Wasser der Peene in den vergangenen Jahren im Haus gestanden hat. Viel Enthusiasmus ist notwendig, um eine solche Kneipe zu betreiben – und in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten.

Vor zehn Jahren entschieden sich Mi Spirandelli, die schon das Gutshaus in Pohnstorf erfolgreich saniert hat, und der aus Malchin stammende Opernsänger Lars Grünwoldt, den Moorbauern vor dem Verfall zu retten. Sie arbeiteten hartnäckig am Erhalt des Ortes und an einem passenden Konzept. Immer im Blick hatten sie die besondere Lage des Hauses mitten im Moor. Irgendwann stieß Uta Berghöfer dazu. Die Landschaftsökologin beschäftigt sich seit mehreren Jahren bereits mit der Frage nach der Verzahnung von Gesellschaft und Naturschutz. Sie begann zu recherchieren, führte Interviews mit Angehörigen ehemaliger Wirte des Moorbauern, forschte im Archiv nach Geschichten aus dem Moor. „Irgendwann entstand zusammen mit Lars die Idee, diese Geschichten in der Landschaft zu erzählen.“ Das Moortheater (https://moortheater.de/index.html ) war geboren. 2015 gab es die erste Aufführung. „Ein Kracher“, wie Uta sagt. 250 Menschen kamen mit Booten zum Moorbauern, um sich das von Schülerinnen und Schülern der Region gespielte Spektakel anzusehen. Ein Teil der Kulissen steht noch heute am Steg vor dem Moorbauern. „Zur Erinnerung“, sagt Uta Berghöfer. Bis heute begleitet sie das Moortheaterprojekt, an wechselnden Orten mit wachsendem Publikum. 2019 wurde sie mit dem Projekt als Neulandgewinner ausgezeichnet.

Seit einer Weile ist Uta Berghöfer auch Moorbäuerin, hat zusammen mit ihrem Mann und mehreren anderen das Haus übernommen. Den ganzen Sommer über wirbeln sie hier. An manchen Tagen sind die Tische draußen durchgehend besetzt. So wollen die Moorbauern den Ort erhalten, an dem man die Schönheit der Moorlandschaft genießen kann. „Wir wollen hier aber auch einen Ort schaffen, an dem wir uns über nachhaltiges Leben und Wirtschaften austauschen und neues ausprobieren können.“ Sozusagen ein Experimentierfeld für die Zukunft von morgen. Ganz oben stehen dabei Gespräche. Denkanstöße geben, Diskussionen anregen – all dies soll von diesem Ort aus passieren. Dabei soll es um positive Antworten gehen. „Viel GEGEN“ gäbe es schon genug. „Wir wollen eher versuchen, die Zukunft an den positiven Aspekten auszurichten, statt immer das Negative in den Fokus zu stellen.“

Von Manuela Heberer

Kontakt:

Gaststätte Moorbauer
Dorfstraße 123
17139 Malchin
Geöffnet zwischen Juni und August
Donnerstag bis Sonntag, 12 Uhr bis 20 Uhr
E-Mail: baeuerin@moorbauer.com
https://moorbauer.com/

Nestwärmehof Leuschentin

Einen treffenderen Namen hätte sich Anke Stegemann für ihren Hof wohl nicht einfallen lassen können: Nestwärmehof. Ein guter Hektar zum Verweilen, Abschalten und Erleben. Hektik ist hier fehl am Platz. Die Bauernhoftiere lassen sich mit genügend Ruhe gut beobachten. Ziegen, Schafe, Hühner – alle laufen entspannt im großen Auslauf umher, schnuppern hier, dösen da. Gerade für Kinder ist der Hof ein echtes Erlebnis. Als Bauernhofpädagogin hat sich Anke Stegemann darauf spezialisiert, es ihnen hier so richtig schön zu machen. Kindergeburtstage, Schulprojekttage oder Familienerlebnisse organisiert sie hier. Auch integrative Angebote für Senioren, Menschen mit Handikap oder soziale Härtefälle. Dafür hat sie eine Zusatzausbildung für tiergestützte Intervention absolviert. Dabei könnte sie längst kürzertreten. Wegen eines schweren Arbeitsunfalls mit Mitte zwanzig konnte sie ihren Beruf in der Landwirtschaft schon früh nicht mehr ausüben. Viele Jahre arbeitete sie danach im sozialpädagogischen Bereich. Beides bringt sie heute auf ihrem Hof zusammen, den sie mit ihrem Mann gemeinsam aufgebaut hat. Nichtstun ist ihre Sache nicht. Soziale Teilhabe ist ihr ein wichtiges Anliegen, wohl auch wegen ihres eigenen Schicksals. Dazu kommen die Themen Regionalität, Infrastruktur, Mobilität – Dinge, die Menschen auf dem Land bewegen. In verschiedenen Arbeitskreisen engagiert sich Anke Stegemann dafür, schreibt Projektanträge, wirbt Fördermittel ein. Der Hof soll Begegnungsort für alle Generationen werden. Es sollen noch mehr Betreuungs- und Entlastungsangebote entstehen. Dafür arbeitet Anke Stegemann mit vielen Sozialträgern und Pflegestützpunkten zusammen, ebenso wie mit der Hochschule Neubrandenburg, dem Sozialwerk Malchin, der Alzheimergesellschaft des Landes MV sowie dem Lernort Bauernhof MV e. V. Auch andere Bildungs- und Kulturprojekte will sie auf ihrem kleinen Hof künftig umsetzen. „Wahrscheinlich werden wir einen gemeinnützigen Verein gründen, um die sozialen Projekte auch finanzieren zu können“, sagt Anke Stegemann. Ihr geht es darum, etwas zu tun, sich aktiv einzubringen. „Genau so funktioniert Demokratie“, davon ist sie überzeugt. „Nur meckern bringt überhaupt gar nichts!“

Kontakt:

Nestwärmehof Leuschentin
Leuschentin 56
17139 Kummerow
Tel. 0170-1615867
E-Mail: ankestegemann@gmx.de

Gutshaus Scharpzow

Scharpzow, ein Dorf, ist bekannt für sein Gutshaus – wie könnte es auch anders sein. Im Gutshaus werden moderne Konzepte der Kunstproduktion entwickelt, kritisch hinterfragt und künstlerische Arbeitsbereiche jenseits der Warenwirtschaft getestet. Dies wird besonders relevant, wenn die Kunst immateriell sein darf und kein physisches Endprodukt von materiellem Wert entsteht – beispielsweise wenn Kunst zwischen den Zeilen oder in gemeinsamen Aktivitäten entsteht.

Nina Hollensteiner und Albrecht Pischel lassen auf der historischen Gutshofanlage in Scharpzow einen Ort entstehen, der sich prozesshaft und experimentell der Erforschung von künstlerischen Arbeitsfeldern und der Kulturproduktion im gesellschaftlichen Kontext widmet. Sie richten ihr Augenmerk sowohl auf die Besonderheiten der ländlichen Lage als auch auf deren Rückbindung an städtische Räume. Ausgehend von ihrer Position im ländlichen Mecklenburg schaffen sie durch internationale Vernetzung, Auseinandersetzung und Begegnung besondere Potenziale. Das Programm des Ortes und die Möglichkeiten zur Partizipation passen sich dabei an den Fortschritt der Sanierung der denkmalgeschützten Gutsanlage aus dem 19. Jahrhundert an.

Auf ihrem Anwesen bieten sie außerdem Übernachtungsmöglichkeiten in Glamping-Zelten an. Darüber hinaus veranstalten sie regelmäßig Litfaßsäulen-Lectures/Performances.

Kunstkapelle Remplin – Peter Balsam

Fährt man von Teterow nach Malchin kommt man kurz vor letzterem rechterhand an einer Schmiede vorbei, die fast auffälliger ist, als der dann folgende Ort namens Remplin. Dessen Ortsbild verwirrt etwas durch Stilbrüche – auch die Kapelle, die vor einem Ensemble von Plattenbau und grauem, lädiertem Gebäude, dem vormaligen Schloss steht.

Es ist die Kunstkapelle der Mecklenburgischen Schweiz. Peter Balsam ist der Kurator und Küster – beides in ganz eigenem Sinn der Gegend. „Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen“ ist das Thema von Peter Balsam. Er meint das nicht belanglos und völlig frei für jeden falschen Ton und Pinselstrich. Er meint es in dem Sinn, dass Kunst helfen kann, etwas, was schon geschieht aber noch nicht gesehen und gedacht werden kann, ahnungsvoll zu erkennen. Und davon gibt es in der Region und darüber hinaus einiges – vieles davon reicht in die Zukunft, hat aber jetzt schon alltägliche Konsequenzen.

Als Peter Balsam vor 13 Jahren nach Remplin kam, früh geprägt von Barlach in Güstrow, entdeckte er die Kapelle; diese war desolat und schüchtern, so in genau der Verfassung, um von jedermann übersehen zu werden. Er machte sie schön, baute in altem Format innen aus, holte Musiker dazu, Maler und Fotografen und zu dem Schönen brachte er Leben hinzu. Mit Blick auf die Region und auf sich selbst formuliert er: Es ist schon ein Ding, wenn Fremde hierher kommen und nur weil sie Geld haben, in größerem und großem Umfang die Region gestalten. Das dickere Ding aber ist, dass hier in der Region sowenig eigene Ideen entstehen, die mit Beteiligung vieler der Region ein eigenes Bild geben.

Das eigene Bild schafft seine Konzertreihe im Sommer – mit Blues und Jazz, die Verbindung mit der Kultur-Schule Malchin und der Kunsthalle in Karnitz, die wechselnden Ausstellungen und die dauerhaften Interventionen.

Kontakt

Telefon: 0163 8693632

Schloßstraße 15, 17139 Remplin

Öffnungszeiten:

Montag Geschlossen
Dienstag 11:00–18:00
Mittwoch 11:00–18:00
Donnerstag 11:00–18:00
Freitag 11:00–18:00
Samstag 11:00–18:00
Sonntag 11:00–18:00

Klosterladen Dargun

Seit fast zehn Jahren betreibt Jürgen Hartwig mit seiner Frau einen Klosterladen im ehemaligen Kornspeicher der Kloster- und Schlossanlage in Dargun. Auch kulinarische Klosterführungen in Mönchskutte bietet er an. Unter dem Namen „Darguner Klostervogt“ hat Hartwig eine Menge regionaler Spezialitäten entwickelt. Tatsächlich soll es im 13. Jahrhundert einen Klostervogt namens Hartwig unter den Darguner Zisterziensern gegeben haben. Eine Grabplatte in der Pfarrkirche zeuge davon, dass dieser am 11. September 1390 ermordet worden sei. Irgendwann, so Hartwig, möchte er gerne einen Abdruck davon auch bei sich aufstellen. Den Markennamen hat er sich jedenfalls schon sichern lassen, die Urkunde dazu hängt im Gewölbe des Klosterladens.

Dort verkauft er verschiedene kulinarische Köstlichkeiten, Schmuck und Kunstwerke von Produzenten aus der Region. Mit 20 regionalen Partnern arbeitet er mittlerweile zusammen. Angefangen hat alles mit einer Praline. Mit einem Schokoladenfachmann aus der Region wurde die Komposition entwickelt. Immer weitere Kreationen kamen hinzu. Der eigene Essig „Darguner Soße“, Brombeerketchup, Liköre, Gelees, Brotaufstriche. „Ich habe immer wieder irgendwelche Grappen in`n Kopp“, sagt Jürgen Hartwig. Für seine Ideen sucht er sich Partner in der Region, die diese nach seinen Vorstellungen umsetzen. Die Produkte verkauft er dann im Klosterladen. Vor drei Jahren begann er auch selbst zu produzieren – nebenan, im ehemaligen Café, steht ein Brennkessel. Hier veredelt er Alkohol zu hauseigenem Gin, Aquavit und anderen Schnäpsen. Die Namen der edlen Tropfen haben seinen Ursprung sämtlich im persönlichen Umfeld oder dem Kloster. So ist der Mirabellengeist nach Schwester Brigitte benannt, die als Nonne verkleidet Führungen im Kloster macht, der Walnussgeist ist nach dem alten Probst benannt, der Gin nach König Olaf, der als Altarfigur die Pfarrkirche ziert.

Alle Gäste des Ladens sind zum Kosten der Produkte eingeladen. „Bei uns gibt es keinen Verkaufszwang, aber einen Verkostungszwang“, sagt Jürgen Hartwig lachend. Oben über dem Laden befindet sich ein kleines Gewölbe, in dem Verkostungsveranstaltungen stattfinden. Aber auch an der Theke darf jederzeit probiert werden. „Ich gehe den Menschen ganz schön auf den Senkel, damit sie mal kosten“, gibt er zu. Viele würden sich sonst gar nicht trauen. Aber wenn er sie anspreche, probierten viele doch und ließen sich dann eben auch von der Qualität überzeugen. Um die 25.000 Besucher habe die Schloss- und Klosteranlage durchschnittlich im Jahr. Ein Teil davon findet auch den Weg in den Klosterladen. Dieser befindet sich in einem Seitenflügel direkt hinter der imposanten Toreinfahrt, auf die eine Allee zuführt und die sich schließlich in die große Freifläche vor dem ehemaligen Schloss öffnet. In diesem Jahr, 2022, haben die Darguner das 850-jährige Bestehen ihrer Klosteranlage gefeiert. Natürlich hat sich Jürgen Hartwig dafür neue kulinarische Produkte einfallen lassen, die er in seinem Klosterladen anbietet.

Kontakt:

Klosterladen Dargun
Schloss 7, 17159 Dargun
Tel: 039959 / 33 78 20
info@klosterladen-dargun.de
Öffnungszeiten: täglich 10 – 12 Uhr / 14 – 16 Uhr
Anmeldung für Verkostungen unter 0162-1965696
https://www.klosterladen-dargun.de/

Bildhauerei Kathrin Wetzel

Einen Skulpturenpark hat Bildhauerin Kathrin Wetzel in ihrem Garten in Gessin nahe Malchin angelegt. Ihr künstlerisches Thema ist das Wunderwerk Mensch: So finden sich im Garten z. B. die Bronzefiguren „Kassandra“ und „Medusa“ sowie „Der Ochse und das Mädchen“. In ihrem Atelier mitten auf dem Gelände zeigt Kathrin Wetzel einige Büsten ihrer Serie „Die Schönheit des Verschiedenseins“, für die sie neun in Mecklenburg lebende Frauen und ihre Geschichten plastisch dargestellt hat. Grundsätzlich ist sie davon überzeugt, dass Bronzefiguren in den offenen Raum gehören. Stück für Stück hat sie dafür den alten Garten der Hofstelle freigelegt, ehemalige Grundmauern und Wege wieder sichtbar gemacht. In diesem Ambiente sollen die Figuren für Jedermann erlebbar sein, eingebettet zwischen alten Obstbäumen, Buchsbaumhecken und Stauden. Ein Stück weit möchte sie damit auch dem Hof, der seit den 1920er Jahren im Besitz der Familie ist, ihren Respekt und Anerkennung als Lebensgrundlage für die Familie widmen. Sieben Kinder hat Kathrin Wetzel hier großgezogen. Erst mit 40 Jahren hat sie sich endlich doch für ein Studium der Bildhauerei entschieden, der Wunsch war immer da. An der Rostocker Technischen Kunstschule bei Thomas Jastram absolvierte sie ihre Ausbildung. Seit 2012 arbeitet Kathrin Wetzel als freiberufliche Bildhauerin. Werke von ihr stehen auch im Schaugarten am Tiefwarensee in Waren/Müritz, außerdem gestaltete sie Bronzetafeln mit Christusworten aus dem Johannes-Evangelium, die den Mecklenburger Kapellenweg zwischen Moltzow und Gessin figürlich begleiten.

Kontakt:

Bildhauerei Kathrin Wetzel
Gessin 12 a I 17139 Basedow
Tel.: 0173-502479875
www.kathrin-wetzel.de
Instagram: kathrin_wetzel

Besichtigung nach Anmeldung von Mai bis Oktober

Gutsmanufaktur Wasserburg Liepen

In der Nähe des Malchiner Sees entstehen Spezialitäten aus der Pomeranze. Leuchtend orange ist die reife Frucht, außen etwas schrumpelig, aber der Mandarine sehr ähnlich. Ganz anders steht es um den Geschmack. Nicht umsonst wird sie Bitterorange genannt. Vor allem die dicke weiße Schicht unter der Schale und die feinen Fädchen zwischen dem noch dazu sehr sauren Fruchtfleisch sorgen für ihre Bitterkeit. Dennoch wird die aus den asiatischen Tropen stammende Zitrusfrucht auf vielerlei Art verwendet, bietet etwa die Grundlage für die typisch englische Marmelade mit ihrem leicht bitteren Geschmack, für den Curaçao-Likor oder die herbe Note des Duftwassers Eau de Cologne. In der Orangerie des Schlosses Basedow züchtete die Familie der Grafen Hahn einst diese exotische Frucht. Heute setzt Verena Gräfin Hahn von Burgsdorff die Jahrhunderte alte Tradition fort und stellt in ihrer Hahnschen Gutsmanufaktur edle Bitterliköre her. Auf der Wasserburg Liepen hat sie dafür den passenden Ort gefunden. Ludolf von Hahn, ein Vorfahr ihres Mannes, errichtete das Bauwerk um 1400 als Wehrburg, nach dem Dreißigjährigen Krieg verfiel das Gemäuer. Erhalten blieb der historische Gewölbekeller, auf dem 300 Jahre später ein barockes Herrenhaus errichtet wurde, in dem die Grafenfamilie heute lebt. 2015 hat sie das bereits sanierte Gebäude von der Gemeinde gekauft und einen Hofladen eingerichtet, in dem sie ihre Spezialitäten verkauft. Auch Verkostungen finden regelmäßig statt.

Den Likör stellt die Gräfin selbst her, eine Mitarbeiterin unterstützt sie dabei. In den Alkohol hinein kommen bestimmte Gewürze und Kräuter – und getrocknete Schalen der Pomeranze. Die machen den Hauptbestandteil ihres Produkts aus, stammen heute jedoch nicht mehr aus der Region, sondern aus dem sonnigen Süden. Drei Monate lang reift der Likör in 50-Liter-Fässern. „Wir setzen jede Woche mehrere Fässer an und die Nachfrage steigt jedes Jahr, das ist deutlich zu spüren. Ohne meine Mitarbeiter wäre es schwierig, die Nachfrage zu bedienen.“ Regionale handgemachte Produkte sind im Trend. Nach dem Einzug in der Wasserburg entwickelte Verena Gräfin Hahn von Burgsdorff den Gewölbekeller gezielt zur Eventlocation, organisiert dort Verkostungen, Feierlichkeiten, beteiligt sich außerdem regelmäßig an Veranstaltungen wie den Offenen Gärten, der Mittsommer-Remise oder dem Tag des offenen Denkmals. „Unsere Burg liegt nun mal etwas abseits der üblichen Touristenrouten, da müssen wir schon etwas nachhelfen, um auf uns aufmerksam zu machen“, sagt sie.

Ein Spagat mit der Familie ist es manchmal. Besonders den Alltag mit den vier Kindern muss die Unternehmerin gut organisieren. „Spontan Interessierte können wir leider oft nicht gut betreuen, da sind manche Besucher auch enttäuscht, was ich natürlich sehr bedaure. Aber nach Voranmeldung ist alles kein Problem.“ Da führt sie die Gäste dann auch gerne über das Anwesen, erklärt, dass früher der Zugang nur über die eine Brücke möglich war, dass die ursprüngliche Bebauung noch auf dem Feldsteinpflaster zu erahnen ist, und schwärmt von der Obstwiesen hinter dem Burggraben. Aus den Äpfeln, Quitten und Pflaumen kocht sie Gelee, was mittlerweile auch im Hofladen angeboten wird. Feste Öffnungszeiten gibt es nicht.

Kontakt:
Hahnsche Gutsmanufaktur
Wasserburg Liepen (nur nach Voranmeldung)
Liepen 32, 17139 Gielow
Tel.: 03 99 57-29 88 60
E-Mail: manufaktur@alte-pomeranze.de
https://www.wasserburg-liepen.de/

Wassermühle Roidin

Die Wassermühle ist wie eine Landmarke in der Region. Schon 1488 wurde hier nahe des Kummerower Sees der erste Mühlenbau urkundlich erwähnt, vermutlich existierte ein solcher an diesem Ort schon viel länger. Die heutige Mühle ist wohl um 1736 entstanden. Bis 1959 war sie in Betrieb. „In unserer Kulturlandschaft haben diese Bauwerke eine ganz zentrale Bedeutung. Das können wir uns heute gar nicht mehr richtig vorstellen“, sagt Christian Bauer, Pastor im Pfarramt Hohenmocker. Ihm war es wichtig, das Gebäude zu erhalten, es vor der kompletten Verwahrlosung und Zerstörung zu bewahren. Jahrzehntelang verfiel das Gebäude. Als sich niemand fand, der das Haus retten wollte oder konnte, hat Bauer es privat gekauft. „Ich habe diese Herausforderung nicht gesucht, sie hat sich mir zugetragen.“ Die Alternative wäre gewesen, das Haus verfallen zu lassen, es dem Vandalismus preiszugeben, der in dieser abgeschiedenen Gegend nahezu vorhersehbar ist. Oder einen Abriss hinzunehmen, Interessenten für das Grundstück gab es einige.

Bauer aber wollte die Geschichte des Hauses wiedererwecken, es aus seinem Dornröschenschlaf holen. Stück für Stück räumte er mit freiwilligen Helfern das Grundstück frei, brachte das ursprüngliche Gebäude wieder zum Vorschein – und das Ausmaß des Verfalls. Mithilfe des Denkmalschutzes entstand ein Konzept für die Sanierung, nach und nach auch Ideen für die spätere Nutzung des Hauses. Bauer sieht es nicht als privates Vermögen, sondern als Ort der Gemeinschaft. Er möchte hier eine Herberge einrichten für Menschen, die das Gelände temporär beleben wollen. Schon jetzt finden regelmäßig Workcamps statt, auch Jugendbegegnungen, zudem ist die Mühle Station einer Pilgerroute. Gemeinsam haben sie angepackt, das Grundstück für einen der letzten Pilgersonntage feinzumachen. „Zusammen macht das Spaß. Immer nur alleine hier zu puzzeln wäre schlimm“, sagt Herta Lippold. Sie ist Organistin in der Kirchgemeinde und bewundert den Pastor für sein Engagement. Besonders, wenn es vorwärtsgeht, freut sie sich mit ihm. So wie im vorletzten Sommer, als das Dach der Mühle gedeckt wurde. Manchen Abend sei sie hier vorbeigekommen und hätte gesehen, mit welcher Leidenschaft Christian Bauer beinahe jeden einzelnen Dachstein, historische Biberschwänze, in die Hand nahm. „Jetzt ist es das schönste Dach Vorpommerns“, sagt sie lächelnd. Oft komme sie auch zwischendurch nur einfach mal so an diesen Ort, genieße die Ruhe, schaue, ob Hilfe gebraucht wird. Zu ihrem Bedauern mache der Pastor nicht immer viel Wind, bitte selten um Hilfe, die aber dringend nötig wäre. Vielleicht möchte er die Hilfsbereitschaft nicht überstrapazieren, vielleicht ist er einfach nur bescheiden. Für ihn selbst sei die Entscheidung für die Mühle jedenfalls eine verhängnisvolle, sagt er.

Jahre wird der Wiederaufbau noch dauern. In dem Backsteinstall nebenan sollen demnächst eine Gemeinschaftsküche und Waschräume entstehen. Viele Kisten und Paletten mit Baumaterial stehen auf dem Grundstück, stammen von anderen historischen Gebäuden aus dem Land, für die es keine Verwendung mehr gibt. In Roidin kann man es gut gebrauchen. Meist sind es Schenkungen, auch von Privatleuten. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, auch für die nächsten Generationen, dieses Haus zu erhalten, ist Christian Bauer überzeugt. Es seien ganz viele Zukunftsthemen, die an diesem Ort zusammenspielen: Natur- und Landschaftsschutz, der Wasserhaushalt, Kulturgeschichte. „Man darf nicht an alles ökonomisch herangehen.“ Das hat auch die Gemeinde erkannt. „Für uns alle hier ist es wichtig, dass dieser Kleinod erhalten bleibt“, sagt Bürgermeisterin Gisela Schönbeck. Und so unterstützt auch die Gemeinde das Projekt, etwa durch eine Kofinanzierung für die Restaurierung des Stallgebäudes hinter der Mühle. Denn auch Christian Bauer weiß genau: Ohne Geld funktioniert das alles hier nicht.

Kontakt:
Wassermühle Roidin
Roidin 1, 17111 Utzedel-Roidin
Tel.: 0162-9023689 (Christian Bauer)