Wassermühle Roidin

Die Wassermühle ist wie eine Landmarke in der Region. Schon 1488 wurde hier nahe des Kummerower Sees der erste Mühlenbau urkundlich erwähnt, vermutlich existierte ein solcher an diesem Ort schon viel länger. Die heutige Mühle ist wohl um 1736 entstanden. Bis 1959 war sie in Betrieb. „In unserer Kulturlandschaft haben diese Bauwerke eine ganz zentrale Bedeutung. Das können wir uns heute gar nicht mehr richtig vorstellen“, sagt Christian Bauer, Pastor im Pfarramt Hohenmocker. Ihm war es wichtig, das Gebäude zu erhalten, es vor der kompletten Verwahrlosung und Zerstörung zu bewahren. Jahrzehntelang verfiel das Gebäude. Als sich niemand fand, der das Haus retten wollte oder konnte, hat Bauer es privat gekauft. „Ich habe diese Herausforderung nicht gesucht, sie hat sich mir zugetragen.“ Die Alternative wäre gewesen, das Haus verfallen zu lassen, es dem Vandalismus preiszugeben, der in dieser abgeschiedenen Gegend nahezu vorhersehbar ist. Oder einen Abriss hinzunehmen, Interessenten für das Grundstück gab es einige.

Bauer aber wollte die Geschichte des Hauses wiedererwecken, es aus seinem Dornröschenschlaf holen. Stück für Stück räumte er mit freiwilligen Helfern das Grundstück frei, brachte das ursprüngliche Gebäude wieder zum Vorschein – und das Ausmaß des Verfalls. Mithilfe des Denkmalschutzes entstand ein Konzept für die Sanierung, nach und nach auch Ideen für die spätere Nutzung des Hauses. Bauer sieht es nicht als privates Vermögen, sondern als Ort der Gemeinschaft. Er möchte hier eine Herberge einrichten für Menschen, die das Gelände temporär beleben wollen. Schon jetzt finden regelmäßig Workcamps statt, auch Jugendbegegnungen, zudem ist die Mühle Station einer Pilgerroute. Gemeinsam haben sie angepackt, das Grundstück für einen der letzten Pilgersonntage feinzumachen. „Zusammen macht das Spaß. Immer nur alleine hier zu puzzeln wäre schlimm“, sagt Herta Lippold. Sie ist Organistin in der Kirchgemeinde und bewundert den Pastor für sein Engagement. Besonders, wenn es vorwärtsgeht, freut sie sich mit ihm. So wie im vorletzten Sommer, als das Dach der Mühle gedeckt wurde. Manchen Abend sei sie hier vorbeigekommen und hätte gesehen, mit welcher Leidenschaft Christian Bauer beinahe jeden einzelnen Dachstein, historische Biberschwänze, in die Hand nahm. „Jetzt ist es das schönste Dach Vorpommerns“, sagt sie lächelnd. Oft komme sie auch zwischendurch nur einfach mal so an diesen Ort, genieße die Ruhe, schaue, ob Hilfe gebraucht wird. Zu ihrem Bedauern mache der Pastor nicht immer viel Wind, bitte selten um Hilfe, die aber dringend nötig wäre. Vielleicht möchte er die Hilfsbereitschaft nicht überstrapazieren, vielleicht ist er einfach nur bescheiden. Für ihn selbst sei die Entscheidung für die Mühle jedenfalls eine verhängnisvolle, sagt er.

Jahre wird der Wiederaufbau noch dauern. In dem Backsteinstall nebenan sollen demnächst eine Gemeinschaftsküche und Waschräume entstehen. Viele Kisten und Paletten mit Baumaterial stehen auf dem Grundstück, stammen von anderen historischen Gebäuden aus dem Land, für die es keine Verwendung mehr gibt. In Roidin kann man es gut gebrauchen. Meist sind es Schenkungen, auch von Privatleuten. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, auch für die nächsten Generationen, dieses Haus zu erhalten, ist Christian Bauer überzeugt. Es seien ganz viele Zukunftsthemen, die an diesem Ort zusammenspielen: Natur- und Landschaftsschutz, der Wasserhaushalt, Kulturgeschichte. „Man darf nicht an alles ökonomisch herangehen.“ Das hat auch die Gemeinde erkannt. „Für uns alle hier ist es wichtig, dass dieser Kleinod erhalten bleibt“, sagt Bürgermeisterin Gisela Schönbeck. Und so unterstützt auch die Gemeinde das Projekt, etwa durch eine Kofinanzierung für die Restaurierung des Stallgebäudes hinter der Mühle. Denn auch Christian Bauer weiß genau: Ohne Geld funktioniert das alles hier nicht.

Kontakt:
Wassermühle Roidin
Roidin 1, 17111 Utzedel-Roidin
Tel.: 0162-9023689 (Christian Bauer)

WaWiTo Tückhude

Seit 2018 entwickelt der Verein Natürlich Lernen am Tollensetal e.V. (gegründet 2015) das Gelände des ehemaligen Schullandheims in Tückhude bei Alt Tellin zu einem Ort, an dem Natur, Kultur und Bildung auf verschiedene Weise miteinander verzahnt wird. So ist seit 2019 ist an diesem Ort der Wald- und Wiesenkindergarten WaWiKi zu Hause. Aktuell laufen die Planungen für eine Freie Schule, eine Begegnungsschule, die zum Schuljahr 2024/25 ebenfalls an diesem Ort eröffnet werden soll. Hervorgegangen aus einer Elterninitiative wurde das weitläufige Areal in Tückhude stetig weiterentwickelt. „Green Peng“ nannten sie das Projekt, mit dem sie 2021 als Neulandgewinner ausgewählt wurden. Mehr als 30 Akteur*innen, darunter u.a. Künstler*innen, Pädagog*innen, Wissenschaftler*innen, Handwerker*innen und vor allem Ehrenamtliche wirken im Verein mit. Ein umfangreiches Angebot haben sie entwickelt, etwa das Theaterprojekt „Die Grüne Bühne“ und den wöchentlichen Kunstklub – zwei Kreativangebote für Kinder und Jugendliche. Wer sich nicht ins Schullandheim traut, kann am Kunsthänger kreativ werden. Einen ehemaligen Marktwagen, der einst in Altentreptow seine Dienste tat, hat das Team dafür komplett zu einer rollenden Kunstwerkstatt umgebaut. Damit touren sie in der warmen Jahreszeit durch die umliegenden Gemeinden und laden Kinder zum Mitmachen ein.

Aktiv werden, selber gestalten und dort Strukturen entwickeln, wo es zuvor keine gab – das verbindet die Akteure in Tückhude. Vieles ist schon geschafft und doch gibt es noch viel zu tun. Die Freude am Planen und Ideenschmieden ist groß. Ein starkes und aktives Netzwerk mit den umliegenden Gemeinden und Initiativen stützt die Arbeit, da sich viele kleine Initiativen zu einem großen Netzwerk verbinden.

„Wir definieren uns als zukunftsfähiger und kreativer Begegnungs- und Lernort für alle. Unser Ziel ist es, Menschen zu verbinden und Bildung als Mittel für gesellschaftlichen Zusammenhalt und zukunftsfähiges Leben auf dem Land zu etablieren. Dabei soll ein achtsamer Umgang mit der Natur das ökologische Bewusstsein stärken und zu einer positiven Mitgestaltung der Landschaft motivieren“, sagt Alina Wander vom Vereinsvorstand. „Unser Miteinander ist durch Offenheit und Vielfalt, Gleichberechtigung und kritisches Denken geleitet. Wir streben Nachhaltigkeit, Selbstverwirklichung, Emanzipation, Freiheit und Solidarität an. Wawito verwirklicht diese Werte nicht nur innerhalb der Projekte, sondern bringt diese auch in gesamtgesellschaftliche und politische Prozesse aktiv ein.“

Mit dem Landkombinat e.V. aus Gatschow und dem Fritz Greve e.V. aus Malchin bildet der Verein das regionale Netzwerk „Lernen im Fluss“, welches Menschen und Orte in der Region für eine Bildung der Zukunft verbindet und weiter zusammenwachsen lässt.

Kontakt:

WaWiTo
Tückhude 7
17089 Golchen
E-Mail: info[a]wawito.de

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