In die Zukunft Bauen mit Stroh & Holz

Es klingt fast zu schön um wahr zu sein: Aber mit Stroh kann man Häuser bauen. Oder dämmen, besser gesagt. Denn das Stroh, welches als Nebenprodukt zum Getreide überall auf Feldern anfällt, ist ein hervorragender Baustoff und wird schon seit über hundert Jahren als solcher genutzt. 

Die ersten Strohballenhäuser wurden in holzarmen Regionen des mittleren Westens der USA vollständig aus großen Quaderballen errichtet. Wird heute Stroh als Baustoff eingesetzt, dann fast immer als Dämmmaterial in Kombination mit der Holzrahmenbauweise: Die tragenden Gebäudeteile werden aus Holz erstellt, der Zwischenraum mit Strohballen gedämmt. Die in den Halmen eingeschlossene Luft sorgt für eine exzellente Wärmeisolierung. Die Oberfläche des Strohs kann dann direkt mit Lehmputz, Kalkputz, einer hinterlüfteten Fassade oder verschiedenen Oberflächen verkleidet werden. 

In ihren gestalterischen Möglichkeiten sowie den statischen und brandschutztechnischen Eigenschaften steht die strohgedämmte Holzrahmenbauweise konventionellen Bauten in nichts nach. Und ist ihnen besonders in puncto Nachhaltigkeit weit überlegen, da kaum Primärenergie verbraucht wird, sehr gute Dämmwerte erreicht werden und die Materialien am Ende der Lebensdauer vollständig rezyklierbar sind. Strohgedämmte Gebäude sind echte Klimaschützer.

Stroh hat dadurch als Baustoff ein enormes Potenzial. Dieses will eine neue Generation von Unternehmen wie die HALM GmbH nutzen. Indem der Strohbau mit der Holzrahmenbauweise in Vorfertigung kombiniert wird, werden Effizienz, Planbarkeit, Kostenkontrolle, genormte Qualitäten und hohe Stückzahlen möglich. 

Die verwendeten Strohballen sind inzwischen genormte Baustoffe, werden nach Maß gepresst und in Indoor-Vorfertigung ganzjährig in modulare Wand- und Dachelemente eingebaut. Die vorgefertigten Elemente werden innerhalb Stunden oder weniger Tage auf der Baustelle zum Rohbau verbunden. 

Damit eignet sich der Strohbau inzwischen für serielle Neubauten und Sanierungen.So schaffen diese Unternehmen Lösungen gegen Klimakrise und Wohnungsmangel.

Strohbau & Nachhaltigkeit

Unschlagbar klimafreundlich ist Stroh als Baustoff, da er als nachwachsendes Nebenprodukt der Landwirtschaft praktisch überall in großer Menge vorhanden ist. Etwa ein Fünftel der jährlichen Strohproduktion würde ausreichen, um die durchschnittliche Zahl der jährlichen Neubauten mit Stroh zu dämmen. Stroh muss zudem nicht mehr weiterverarbeitet werden, bis es als Dämmstoff verbaut werden kann. Das unterscheidet es auch von anderen nachwachsenden oder recycelten Dämmstoffen wie Holzwolle oder Zellulose, für deren Herstellung zusätzlich Energie aufgewendet werden muss. 

Während der Nutzungsdauer bindet ein Gebäude aus Stroh und Holz effektiv CO₂ und macht durch seine guten Dämmeigenschaften heizen weitestgehend überflüssig. In Kombination mit einer Solaranlage können Sie den KfW-Standard “Effizienzhaus 40” erreichen und von den entsprechenden Förderungen profitieren.

Ein weiterer Vorteil, der dabei noch unberücksichtigt ist: die „graue Energie“, also die Energie, welche für den Bau und die Materialien des Hauses aufgebracht werden muss, ist bei einem Strohbau verschwindend gering. Zum Vergleich: mit der Energie, welche ein konventioneller Massivbau nur für die Erstellung benötigt, kann ein Strohballenhaus gebaut und 69 Jahre lang beheizt werden (Quelle: FASBA).

Am Ende seiner Lebensdauer, welche vergleichbar ist mit etablierten Bauweisen, kann ein Gebäude in Holz-Stroh-Bausweise in seine Einzelteile zerlegt und vollständig weiter- oder wiederverwertet werden. Holz kann wieder verwendet werden oder wie Stroh thermisch verwertet werden, ein Stroh-Lehm-Verbund kann kompostiert werden. Bauherren sind mit diesen “Cradle-to-Cradle” Eigenschaften optimal auf die steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit vorbereitet und hinterlassen der nächsten Generation keinen teuren Sondermüll.

Auch unter Aspekten der Wohngesundheit sind Stroh und Holz erste Wahl:

Die Verwendung natürlicher und unbehandelter Materialien schafft ein schadstofffreies und angehmes Raumklima. Die Wände sind diffusionsoffen und stellen die Feuchtigkeit der Raumluft stets ideal ein, insbesondere, wenn ein Lehmputz verwendet wird. 

Herausforderungen & Kosten

Stroh ist als Dämmstoff eines der günstigsten verfügbaren Materialien. Stroh könnte in Zukunft noch günstiger werden, wenn mehr Anlagen am Markt entstehen, die zertifiziertes Baustroh herstellen, und wenn das CO₂, welches in den Wänden dauerhaft gebunden wird, über Zertifikate vergütet würde. Einfluss auf den Preis hat auch, ob die Wände beispielsweise mit Lehmputz versehen oder mit einer einfachen OSB-Platte verkleidet werden. Da der Dämmstoff insgesamt nur einen eher kleinen Anteil der Kosten des gesamten Gebäudes ausmacht, ist eine Strohdämmung vergleichbar mit den Kosten anderer Gebäude in Holzrahmenbauweise. 

Die Preise für einen Quadratmeter strohgedämmte Wand fangen derzeit bei knapp unter 200 Euro an. Viel hängt auch von den Transportkosten, dem Einbau, der Größe und Vielseitigkeit des Projekts ab. Ein ebenso wichtiger Faktor ist die Wahl der Verkleidung oder des Putzes. Mit einer weiteren Optimierung der Produktion werden die Kosten für strohgedämmte Wandmodule in Zukunft weiter sinken. 

Üblicherweise muss in Bezug auf Bauen mit Stroh immer noch mit einigen verbreiteten Vorurteilen aufgeräumt werden: 

  • Das Stroh leicht brennt, ist eines davon. Durch die starke Verdichtung und die Verkleidung unter Platten oder Lehmputz brennt das Stroh nicht. So kann die Brandschutzklasse F90 erreicht werden – 90 Minuten Tragfähigkeit der Wände bei 1200 Grad. 
  • Auch Nagetiere und Insekten können mit den dicht gepressten und geschützt verbauten Strohballen nichts anfangen – sie fühlen sich in einer lockeren Einblasdämmung, in Polystyrol oder Mineralwolle viel wohler. 
  • Das Restrisiko von Feuchtigkeit und damit Schimmel im Stroh wird durch den korrekten Einbau unter kontrollierten Indoor-Bedingungen und die Überprüfung und Zertifizierung der Strohballen minimiert. 

Mit dem Aufkommen der modularen, seriellen Fertigung von strohgedämmten Wandelementen wird Stroh auch zunehmend außerhalb der bisherigen Nische als Dämmstoff populär. Um seinen vollen Vorteil gegenüber anderen Bauweisen und Materialien auszuspielen, ist es wichtig, dass auch die benötigten Ressourcen und Energie zum Bau des Gebäudes und seine Verwertbarkeit nach dem Ende der Lebensdauer mit einbezogen werden.

Damit die Rohstoffe optimal regional bezogen werden können, muss erst eine kritische Nachfrage und ein größerer Markt für Baustroh entstehen: denn selten hat das Stroh vom Acker nebenan heute schon ohne weiteres die benötigte Qualität, um als Baustroh zu dienen. Dann muss es erst anderswo umgepresst und zertifiziert werden. So arbeitet die HALM GmbH derzeit mit Maschinenentwicklern, einer Zertifizierungsstelle und einem benachbarten Landwirt daran, das Baustroh für ihre Wandelemente in Zukunft direkt vor Ort herzustellen. 

 

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